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Trotz Repressalien gehen tausende Syrer auf die Straße. Sie fühlen sich vom Regime bedroht und von der Uno im Stich gelassen.

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Doch die Opposition glaubt nicht an einen Wandel: Weitere Kundgebungen sind geplant.

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Damaskus - Die syrische Regierung hat vor dem Hintergrund des brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte einen "umfassenden Plan für Reformen" angekündigt, der politische, juristische, aber auch wirtschaftliche Maßnahmen umfassen soll. Änderungen werde es auch im Sicherheitsapparat geben, teilte Ministerpräsident Adel Safar am Samstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mit. Außerdem habe das Kabinett einem Plan zugestimmt, mit dem Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft geschaffen werden sollen.

Noch kurz davor waren die syrischen Sicherheitskräfte nach Oppositionsangaben wieder brutal gegen die Gegner von Präsident Bashar al-Assad vorgegangen. Am Wochenende sollen rund 80 Demonstranten getötet worden sein.

In der Oppositionshochburg Deraa platzierten sich Menschen auf Hausdächern und protestierten von dort aus lautstark gegen das Regime. Auch Frauen und Kinder riefen: "Gott ist der größte gegen den Tyrannen!" Sie ließen sich dabei offenbar von den Protesten gegen die manipulierte Präsidentenwahl im Iran im Jahr 2009 inspirieren: Auch damals riefen Oppositionelle von den Dächern der Stadt aus "Gott ist groß!" , um sich nicht direkt der Polizei auszuliefern. Augenzeugen berichteten, dass in Deraa Soldaten die fraglichen Häuser stürmten und Männer verschleppten.

Trotz der Repressalien will die Protestbewegung der Regierung aber weiter die Stirn bieten: Über Facebook riefen Aktivisten zu einer "Woche der Massenproteste" auf, bei denen täglich tausende Menschen in verschiedenen Städten des Landes ihren Unmut zeigen sollen. Unter anderem sind für heute, Montag, Kundgebungen in der Hauptstadt Damaskus geplant. Am Dienstag soll es in Banias und Jableh im Norden weitergehen, am Mittwoch dann in Homs, Talbisseh und Tall Kalakh an der libanesischen Grenze. Für Donnerstag sind "nächtliche Sitzstreiks" geplant.

Türkei nimmt Flüchtlinge auf

Das Nachbarland Türkei nahm in der Zwischenzeit mehr als 250 syrische Flüchtlinge auf, die aus Angst vor der Gewalt über die Grenze gekommen waren.

Der türkische Rote Halbmond bereitete sich auf weitere Flüchtlinge vor und schickte 1000 Zelte, 8500 Decken sowie Betten, Nahrung, Medikamente und Küchenausrüstung an die Grenze.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu versicherte, es gebe keine Absicht, wieder eine Visapflicht einzuführen.

Angesichts des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte verhängten die USA am Freitag Sanktionen gegen Regimevertreter, unter anderem gegen den hohen militär Maher al-Assad, Bruder des Staatschefs. Auch die EU plant Maßnahmen, die in den nächsten Tagen ausgearbeitet werden sollen. (dpa, Reuters, AFP, gian/DER STANDARD, Printausgabe, 2.5.2011)