Wien - Kaum Grund zum Jubeln gibt es am 3. Mai, dem "Welttag der Pressefreiheit": Nach Einschätzung von Experten hat sich die globale Lage für Journalisten im vergangenen Jahr merklich verschlechtert. Nur einer von sechs Menschen auf der Welt lebt in einem Staat, in dem man die Presse als "frei" bezeichnen kann, schätzt das Forschungsinstitut "Freedom House" in der US-Hauptstadt Washington.

Besonders kritisch ist augenscheinlich die Lage für Journalisten in Nordafrika und dem Mittleren Osten. Im Zuge der Unruhen in vielen Staaten der Region kam es zu mehr als 500 Attacken auf Reporter, heißt es vom "Komitee zum Schutz von Journalisten". Der Umsturz in Ägypten und Tunesien habe aber zu einem "Nettozuwachs" an Medienfreiheit geführt, erklärte ein Sprecher der Gruppe. Durch den Siegeszug des Internets sei es für autoritäre Regime in der Region viel schwerer als noch vor zehn Jahren, unabhängige Berichterstattung zu unterdrücken.

Dramatisch verschärft hat sich die Lage im Iran, wo im vergangenen Jahr laut Beobachtern 35 Journalisten verhaftet wurden - mehr als in fast allen anderen Ländern der Welt. Die UNESCO ehrt darum heuer mit ihrem "World Press Freedom Prize" den iranischen Publizisten Ahmad Zeidabadi, der im Iran im Gefängnis sitzt. Mit dem Iran gleichauf bei der Verhaftung von Journalisten liegt China, wo die Behörden sich seit Jahresbeginn scheinbar zu einer neuen Welle der Repression gegen unabhängige Berichterstatter anschicken.

Auch in Europa ist die Freiheit der Medien in einigen Staaten noch immer eingeschränkt. Ein besonders drastisches Beispiel sei Weißrussland. "Die Regierung unterdrückt nicht nur die freie Meinungsäußerung und bedroht Journalisten, sondern sie verbieten auch Zeitungen", erklärte Dunja Mijatovic, Beauftragte für Medienfreiheit der OSZE, im APA-Gespräch. Auch die Türkei bleibt für die OSZE ein Sorgenkind, schon allein wegen der großen Anzahl an Journalisten - zuletzt 57 - die dort unter teils dubiosen Vorwürfen inhaftiert sind. (APA)