Feldkirch - Früher erholten sich Jesuiten-Patres und ihre Zöglinge in der Villa Garina, dem Sommerhaus auf dem Feldkircher Blasenberg. Heute lernen in der Therapiestation Carina Suchtkranke, wie sie den Weg zurück in den Alltag finden. Wesentlicher Aspekt der Therapie ist die handwerkliche Gestaltung, das Haus selbst wurde dabei zum therapeutischen Mittel.

Wie wird aus einer 1865 errichteten klösterlichen Sommervilla ein Haus, das modernen therapeutischen und baulichen Anforderungen entspricht? Leiter Johannes Rauch, Therapeut, akademischer Maler, gelernter Landwirt und langjähriger Entwicklungshelfer, steckte seine vielfältigen Kenntnisse und Erfahrungen in die Konzeption der Therapiestation. Sein Ziel ist es, Natur, Architektur und Therapie in Einklang zu bringen, das therapeutische Potenzial des gebauten und natürlichen Umfelds zu nutzen. Johannes Rauch: "Bei uns werden sehr sensible, psychisch labile Menschen behandelt, die sehr stark auf belastende, aber auch wohltuende Einflüsse der Architektur reagieren."

Lange Gänge entfernt 

Der Architekt Robert Felber zeigte im Masterplan Potenzial und notwendige Veränderungen auf. 2007 wurde mit dem Umbau begonnen. Kontrollierende klösterliche Elemente wie lange Gänge und zentrale Stiegenhäuser wurden entfernt, einladende Zugänge und Gartenräume geschaffen, die neuen Stiegenhäuser sind Begegnungsräume, im Keller entstanden transparente Werkstätten. In der Carina leben bis zu 20 suchtkranke Menschen unterschiedlichen Alters, sie bleiben zwischen sechs und zwölf Monate dort.

Da handwerkliches Gestalten ein wesentlicher Baustein der Carina-Therapie ist, überließ man das Bauen nicht allein den Professionisten. Therapeuten, Patienten und Profis gingen das Werk - die Baukosten betragen 1,6 Millionen Euro, ein Drittel davon ist Eigenleistung - gemeinsam an.

"Mut vermitteln"

Johannes Rauch über die Bedeutung des Bauens: "Die handwerkliche Tätigkeit in der Therapie vermittelt den Mut, das eigene Leben zu versuchen und selbst zu gestalten." Über die gemeinsame Arbeit können negative Beziehungserfahrungen abgebaut werden, Patienten lernen langfristiges Überlegen und Planen und nicht zuletzt das Bewältigen von Frustrationserlebnissen.

Für den Architekten ist das Bauen mit Laien eine Herausforderung mit unerwarteten Ergebnissen: "Man gibt die Richtung vor, das Material, die Struktur. Die Zusammenstellung, die kreative Umsetzung ist dann ganz individuell. Vor allem in der Gestaltung der Zimmer haben sich auf diese Weise oft überraschende Lösungen ergeben."

Der Umbau wird am 13. Mai eröffnet. Robert Felber: "Fertig sind wir dann aber noch lange nicht." Mit dem Gebäude sei es wie mit der Therapie, sagt Johannes Rauch: "Es ist in steter Entwicklung." (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe, 2.5.2011)