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Gurken essen gegen den Markteinbruch: Clara Aguilera, Landwirtschaftsministerin der spanischen Region Andalusien (re.), und Gurkenzüchter Miguel Cazorla beißen im spanischen Almeria zu.

Foto: APA/CARLOS BARBA

Hamburg/Debrecen/Wien - Die spanischen Gurken waren's nicht, eröffnete am Dienstag die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Eine vertiefende Laboruntersuchung in Hamburg an zwei jener drei Gurken, die laut einem Test Mitte Mai den Ehec-Keim aufwiesen, habe ergeben: Der Erreger auf den Gewächsen war nicht jener des Typs Ehec 0104, der im Stuhl schwer erkrankter Ehec-Patienten gefunden worden ist.

Schon Stunden zuvor war die spanische Landwirtschaftsministerin Rosa Aguilar fuchsteufelswild, als sie in Debrecen zur Tagung der EU-Agrarminister eintraf: Man solle "nicht mit dem Finger auf mein Land zeigen", sagte sie zu den Anschuldigungen aus Deutschland, wonach die tödliche Ehec-Welle in Norddeutschland ihren Ausgang von spanischen Gurken genommen haben soll.

"In Spanien gibt es niemanden, der erkrankt ist. Das Bakterium ist in Spanien auch noch nie gefunden worden", erklärte Aguilar. Nirgendwo sonst würden Lebensmittel stärker kontrolliert. Mit der Art, wie Deutschland mit dem Problem umgeht, "sind wir gar nicht zufrieden. Man soll in Deutschland suchen." Und: Spanien verliere pro Woche 200 Millionen Euro, wenn das Gemüse nicht exportiert werde, dafür wolle man aus den EU-Töpfen auch Ersatz.

Suche nach Erreger beginnt von Neuem

Aguilar sollte recht behalten. Doch als die Nachricht vom Robert-Koch-Institut in Deutschland bestätigt wurde, wonach der Ehec-Erreger, der bislang zu 1400 Erkrankten und 16 Toten führte, nicht mit jenen auf spanischen Gurkenproben übereinstimme, war das Treffen zu Ende, die Minister und der Agrarkommissar Dacian Ciolos von Debrecen wieder abgereist.

Die Tagung, die eigentlich der EU-Agrarreform gegolten hätte, war aber bereits total von der Ehec-Krise überschattet. Ciolos sagte insbesondere den Spaniern und den Gemüseproduzenten in Europa finanzielle Hilfe wegen der Ausfälle zu. Was das genau sein wird, muss juristisch aber noch geprüft werden.

So erleichtert sich die Spanier von den Ergebnissen der Wissenschafter zeigten, so dramatisch erweist sich nun die Lage in Norddeutschland: Die Suche nach dem Ehec-Erreger, der in der EU inzwischen 16 Todesopfer gefordert hat, muss von Neuem beginnen. Dabei könnte ein neuer Test helfen, der am Nationalen Referenzlabor (NRL) in Berlin zusammen mit Experten der französischen Lebensmittelagentur Anses entstanden sei.

Die Ehec-Erkrankung greift indes weiter um sich. In einer Klinik im Südwesten Schwedens starb am Dienstag eine 50-jährige Frau an Hus, einer Komplikation aufgrund des Durchfallkeims - die erste Tote außerhalb Deutschlands, doch laut ihren Ärzten hatte sie sich zuvor in Norddeutschland aufgehalten.

Ehec-Hotline in Österreich

In Österreich laufen die Tests an jenen Biogurken, die aus einem Zentrallager in Oberbayern stammen und am Montag von den Lebensmittelbehörden beschlagnahmt worden sind. Jedes Ergebnis wird vor der Veröffentlichung im Referenzlabor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) in Graz überprüft. Bei der Ages wurde eine Ehec-Info-Hotline eingerichtet. Sie ist unter 050/555 555 erreichbar. (Thomas Mayer/DER STANDARD, Printausgabe, 1. Juni 2011)