Wien - Psychische Erkrankungen sind in Österreich der häufigste Grund für Invaliditätspensionen. Mit 44,5 Prozent haben sie mittlerweile alle körperlichen Leiden als Hauptursache für den vorzeitigen krankheitsbedingten Ruhestand überholt. Bei einem Kamingespräch des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) unter dem Motto "Macht Arbeit krank?" wurden in Wien Strategien für erfolgreiches Arbeiten diskutiert.

Der Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), Winfried Pinggera: "Knapp 50 Prozent der krankheitsbedingten Frühpensionierungen sind psychisch bedingt." Er forderte dazu auf, stärker in die Behandlung zu investieren. "30.000 Menschen in Österreich sagen jedes Jahr, ich habe Burn-out, bin psychisch krank und muss in Pension gehen. Wir glauben nicht, dass alle so krank sind, dass sie pensioniert werden müssen."

Steigende Anforderungen

Paul Jimnez, Leiter der BÖP-Fachsektion Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie, ortet den Grund für die steigende Zahl psychischer Erkrankungen auch in den wachsenden Aufgaben des Arbeitsalltags. "Die Anforderungen steigen und die Menschen sind für höhere Belastungen sensibler geworden." "Sinnstiftende Arbeit ist der Schlüssel", sagte Werner Wutscher, ehemaliger Vorstand der Rewe Austria AG. Auch für die wirtschaftlichen und ökonomischen Interessen von Unternehmen seien Präventionsmaßnahmen wichtig, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen.

Arbeitspsychologie

Eine Maßnahme für die Prävention von Stress, Burn-out und Depressionen sieht der BÖP im Einsatz von Arbeitspsychologen. "Für uns ist es wichtig, dass ein Arbeitspsychologe selbstverständlich wird", so die Präsidentin des BÖP, Ulla Konrad. Das Angebot in den Firmen wächst, viele Unternehmen seien jedoch noch nicht über die Tätigkeiten von Arbeitspsychologen informiert.

Diese müssen zusätzlich zu ihrer sonstigen Ausbildung umfangreiche Leistungen nachweisen und über Praxiserfahrung verfügen, die speziell zertifiziert wird. "Ein Arbeitspsychologe kann mithelfen, die Arbeit so zu gestalten, dass sie persönlichkeitsfördernd ist", sagte Jimenez. (APA)