Zermürbende Asylverfahren, soziale Isolation und Ausgrenzung: Das ist Alltag für viele Flüchtlinge, die um Schutz ansuchen. Doch die Debatte um Asyl wird, besonders in Österreich, meist ausschließlich von Ressentiments, Ängsten und Zahlen geprägt. Das Schicksal der Flüchtlinge weltweit wird dabei selten wahrgenommen. Aus diesem Grund findet am 20. Juni der zehnte Weltflüchtlingstag statt.

Foto: asylkoordination

In einigen europäischen Ländern wird deshalb der "European Umbrella March" (EUM) organisiert. Der Schirm soll symbolisch Schutz bieten und miteinander geteilt werden.Auch in Österreich wird dieses Jahr - zum ersten Mal - der Schirm aufgespannt. Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr bei der Freyung, um 13 Uhr ist die Abschlusskundgebung am Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt.

Bild: Umbrella March in London

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In Österreich fehle dem Großteil der Bevölkerung das Basiswissen über internationale Flüchtlingsbewegungen, die Schicksale der Menschen, sowie über Umstände, unter welchen AsylwerberInnen im sogenannten Aufnahmeland leben, kritisiert die Asylkoordination Österreich. Denn erst mit einem Grundstock an Wissen könne über dieses komplexe Themengebiet Reflexion betrieben werden.

Foto: asylkoordination

Im Moment finde in Österreich eher das Gegenteil statt, meint die Asylkoordination: Abschirmung statt Schutzschild. Dazu zählen die immer rigider werdenden Asylgesetzgebung, niedrige Anerkennungsraten, demgegenüber aber hohe Schubhaftzahlen, das fehlende Recht auf Arbeit und die damit verbundene soziale Isolation. Und immer mehr Menschen werden aus Österreich wieder abgeschoben.

Bild: Asylkoordination Österreich Obfrau Anny Knapp

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Die Asylkoordination Österreich organisiert die Initiative und fordert ein klares Bekenntnis zum internationalen Flüchtlingsschutz, sowie eine organisierte Neuansiedlung (Resettlement) von Flüchtlingen in Aufnahmeländern. So nimmt zum Beispiel Kanada im Rahmen des Resettlement-Programms, inklusive Integrationsprogramme, jährlich 10.000 Flüchtlinge auf. Auch Schweden holt jedes Jahr 1.900 Menschen direkt aus den Krisenregionen. Dadurch wird Schlepperei reduziert und vielen Menschen eine lebensbedrohende Flucht erspart.

Bild: Regisseur Peter Sellars

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Resettlement-Flüchtlinge müssen zum Beispiel im Zielland kein Asylverfahren durchlaufen, sondern können ihre Energie gleich in den Aufbau einer neuen Existenz investieren. Die EU-Kommission gibt mit dem "Joint EU Resettlement Programm" den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit, Mittel aus dem Flüchtlingsfond zu lukrieren. Die ehemalige Innenministerin Maria Fekter hat jedoch bereits bei der Beratung in Brüssel betont, dass sich Österreich an einem solchen Programm nicht beteiligen werde.

Bild: ÖGB-Chef Erich Foglar und Günther Ogris von SORA

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2010 nahmen NGOs aus Belgien, Großbritannien, Irland, Spanien, Deutschland, Frankreich und die Türkei an den Umbrella Marches teil. Dieses Mal erweitert sich die Liste um Tschechien, Italien, Norwegen und, nicht zuletzt, Österreich.

Bild: Umbrella March in Dublin

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Der Weltflüchtlingstag kann auf eine Tradition zurückblicken: Schon 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde von Papst Benedikt XV der "Welttag der Migranten und Flüchtlinge" eingeführt.

Bild: Umbrella March in London

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Die UN-Generalversammlung legte am vierten Dezember 2000 mit der Resolution 55/76 den Weltflüchtlingstag, nach afrikanischem Vorbild, mit dem 20. Juni fest.

Bild: Umbrella March in Frankreich

Weitere Informationen

ECRE-Website
EUM-Website
Asylkoordination Österreich

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