Ganz Italien zeigt Flagge und feiert in Grün-Weiß-Rot: Die ersten 150 Jahre staatliche Einheit wären mit Anstand absolviert, packen wir die nächsten an. Lancia hat 105 Jahre davon mitgestaltet, so was nennt man Traditionshersteller, und feiert also gleich mit. Wenn die Feste schon so schön fallen.

Foto: Werk

Das Festpräsent, das Lancia sich, Italien und der Welt überreicht, heißt nicht etwa Garibaldi oder Vittorio Emanuele, sondern ist vom Namen griechischer Herkunft, wie so vieles, was via Rom dem Weltkreise zum Geschenk wurde, Ypsilon nämlich. Ein Auto wie ein Feiertag. Seit 25 Jahren als Baureihe ein Begriff. Und damit zum Kern der Geschichte, der Neuauflage des wichtigsten weil eigentlich einzigen echten Volumsmodells der Marke.

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Nimmt man Lancia als Premiumhersteller ernst, stellt sich das Konkurrenzumfeld für den Neuen recht überschaubar dar: Einzig das Mini-Grundmodell und Audis A1 wären zu nennen, vielleicht noch die bald auslaufende A-Klasse von Mercedes. Betrachtet man die Sachlage realistischer, kommt erstens aus eigenem Hause (Fiat) der Cinquecento dazu und zweitens überhaupt die immer breiter werdende Palette an Kleinwagen aus Europa und Fernost.

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Es braucht also gewichtige Argumente, warum man gerade zum kleinsten Lancia greifen soll, und diese lauten laut Hersteller: Italianitá. Heißt übersetzt: Stil, Stil und nochmals Stil. Denn schließlich ist dies, auch wenn der Wagen im oberschlesischen Tichau gebaut wird wie Fiat Panda, 500 und Ford Ka, ein italienischer Kleinwagen. Der bereits in allen drei Generationen davor seine ästhetikbewusste, vorwiegend weibliche Klientel durch Design und die geschickte Suggestion ganz besonderer Individualität zu ködern verstand.

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"Essenz von Stil und Persönlichkeit" bescheinigt ihm Lancia-Chef Olivier François - der muss es ja wissen -, und eine moderne Interpretation des Kapitels Premium, Exklusivität: "Substanz statt Größe." Oder, noch einmal anders ausgedrückt: Charakter kann man jetzt kaufen.

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Auf den Fotos kommt das nicht so rüber, aber der Ypsilon, der in der Silhouette der klassischen Eiform huldigt, ist ein fesches Auto geworden, etwas anders als all die anderen, mit markantem Kühlergrill, und man setzt bewusst auf barock-molliges statt magersüchtiges Erscheinungsbild.

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Beim Motoren- und Getriebeangebot ist Letzteres schnell genannt, denn anfangs gibt es ausschließlich: eine 5-Gang-Handschaltung (im Herbst folgt ein automatisiertes Getriebe). Die wirkt bei - und damit zu den Aggregaten - allen drei Kraftwerken tadellos abgestimmt, so jedenfalls die ersten Testeindrücke von der internationalen Präsentation in Turin.

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Von den Motoren wäre weiters zu berichten, dass alle serienmäßig über die trendige Stadtspritspartechnik Start-Stopp verfügen und dass es einen Diesel (95 PS) und zwei Benziner (69 und 85 PS) gibt. Man muss aber zwangsläufig beim 85-PS-Otto verweilen, dem 0,9 TwinAir, denn, wie schon im Fiat 500, gilt für diesen 2-Zylinder: wow! Was für eine Maschine!

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Dem Cinquecento (und dem Mini) hat der Ypsilon übrigens zwei weitere Türen voraus, sodass auch die hinteren Passagiere problemlos zu- und aussteigen können. Sie finden dort jedenfalls durchaus ausreichende Platzverhältnisse vor, wir haben's ausprobiert.

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Das Fahrwerk befriedigt erwartungsgemäß hohe Komfortansprüche, das sportliche Temperament ist hingegen unterentwickelt, Olivier stellt dazu klar: "Dieses Auto hat keine sportliche Mission.".

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Interieur? So fein, wie man das von Lancia erwarten darf. Dass die Instrumente vorn mittig montiert sind und nicht in Sichtachse, sei auch noch rasch erwähnt. Und dass die automatische Einparkhilfe "Magic Parking" etwas mit Zielgruppe zu tun hat, ist ein politisch höchst unkorrektes Gerücht. Dass das "Einparken lassen"-System manchem/mancher durchaus das Leben erleichtern kann, sei nämlich einfach zugestanden. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/27.05.2011)

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Informationen: Lancia

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