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London - Bei vielen Wirbeltieren reguliert das Sexualhormon Testosteron etliche organische Prozesse, etwa die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane oder die Produktion von Samenzellen. Studien an Vögeln und Ratten zeigen zudem, dass das Hormon auch die Paarungsbereitschaft anregt. Nun prüften Neurowissenschafter der Universitäten Groningen und Valencia die Auswirkung des Hormons auf soziale Interaktionen zwischen Menschen - insbesondere die Aufmerksamkeit von Männern gegenüber fremden Frauen und Konkurrenzverhalten zwischen Männern. 

Das Experiment

Dazu teilten die Forscher zunächst 48 männliche Studenten in Paare auf; Angaben zur sexuellen Orientierung ihre Probanden machten sie übrigens nicht. Jeweils zwei Männer traten dann in einem Computerspiel gegeneinander an: Mit dieser Konkurrenzsituation wollten die Forscher die Testosteronbildung stimulieren. Tatsächlich stieg bei den Teilnehmern der Hormongehalt im Speichel im Durchschnitt um etwa ein Sechstel - unabhängig davon, ob sie gewonnen oder verloren hatten.

Im zweiten Schritt wurden die Studenten dann fünf Minuten entweder mit einem jungen Mann oder mit einer jungen Frau alleingelassen. Dabei zeichneten Kameras ihr Verhalten auf. Ein Hormonschub beeinflusste zwar nicht die Kommunikation zwischen Männern, wohl aber das Verhalten gegenüber Frauen. Je stärker der Testosteronspiegel gestiegen war, desto mehr buhlten die Studenten um deren Aufmerksamkeit: Sie zeigten größeres Interesse, stellten eher Fragen und erzählten mehr von sich selbst. Außerdem lächelten sie häufiger und suchten verstärkt Blickkontakt.

Mögliche Schlussfolgerungen

Dies könne bei der Begegnung mit einer fremden Frauen ein erster Schritt dazu sein, eine Romanze anzubahnen, vermuten die Wissenschafter in ihrer Studie, die in den "Proceedings B" der britischen Royal Society veröffentlicht wurde. Damit könnte das Hormon den Erfolg einer etwaigen Partnersuche steigern. Allerdings schließen die Forscher auch eine andere Interpretation ihrer Resultate nicht aus: Möglicherweise trieb die vorherige Konkurrenzsituation den Hormonspiegel genau bei jenen Teilnehmern in die Höhe, die sowieso eher zum Flirten neigen. (APA/red)