Paris - Der französische Verteidigungsminister Gerard Longuet (UMP) will infolge der Affäre um eine Einladung durch den ehemaligen tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali nicht zurücktreten, erklärte sich allerdings bereit, die Spesen rückzuvergüten. Wie französische Medien enthüllten, war Longuet im Jahr 2006, als er Senator und politischer Berater des damaligen UMP-Chefs und derzeitigen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy war, in einem Luxushotel in Tunesien zu Gast.

Eine ähnliche Affäre hatte die ehemalige französische Außenministerin Michele Alliot-Marie im Februar ihren Posten gekostet. "Ich kenne die Situation von Michele Alliot-Marie nicht, ich keine meine Situation. Wenn ich eine Rechnung habe, bezahle ich sie. Ihre Frage hat keinen Sinn", sagte Longuer bei einer Pressekonferenz in Paris. Der Minister betonte weiter, sich nicht mehr daran erinnern zu können, ob er eingeladen worden sei. "Es ist möglich, denn sowas kommt vor, ich habe mich nicht persönlich darum gekümmert und habe mir nicht die Frage gestellt", sagte Longuet gegenüber dem Kulturmagazin "Les Inrockuptibles" und fügte hinzu: "Aber wenn die tunesische Regierung den Eindruck hat, dass ich nicht gezahlt habe, kann ich ihr sofort einen Scheck senden. Das ist kein Problem für mich."

Mitarbeiter des aktuellen Verteidigungsministers bestätigten ihrerseits, dass Longuet vom 10. bis zum 12. August 2006 im Fünf-Sterne-Hotel "The Residence" in Gammarth nördlich von Tunis wohnte. Die Direktion des Hotels betonte, dass die Reservierung vom tunesischen Fremdenverkehrsamt vorgenommen worden sei. "Wir haben die Unterkunft und das Restaurant bezahlt, er zahlte die Extras", sagte der Leiter des tunesischen Fremdenverkehrsamtes in Frankreich, Amine Hajri. Die autoritäre Regierung Ben Alis wurde im vergangenen Jänner nach 23 Jahren Diktatur zu Fall gebracht.

Die engen Beziehungen zum tunesischen Machthaber kosteten bereits Ex-Außenministerin Alliot-Marie ihren Posten, nachdem sie acht Jahre lang ununterbrochen der französischen Regierung angehört hatte. Sie war in den letzten Weihnachtsferien von einem Ben Ali nahe stehenden Geschäftsmann nach Tunesien eingeladen worden. Bei dem Anlass kauften sich die Eltern der Politikerin in eine tunesische Immobilienfirma ein. Alliot-Marie hatte Ben Ali noch kurz vor dessen Sturz noch die Hilfe französischer Gendarmen angeboten, um die "Ordnung" in dem von Protesten erschütterten Land wiederherzustellen. (APA)