Der Hofer/Aldi-Lieferant Medion steht als erstes bekanntes Unternehmen in Deutschland vor der Übernahme durch chinesische Investoren. Der chinesische Computerbauer Lenovo will den Aldi-Computer-Hersteller Medion übernehmen. Lenvono sei bereit, für die Übernahme des Essener Konzerns bis zu 465 Millionen Euro auszugeben, teilte das chinesische Unternehmen am Mittwoch in Hongkong mit. Für die deutschen Käufer der Diskonter-Computer soll die Übernahme durch Lenovo  zunächst keine Folgen haben.

Eckpunkte des Geschäfts

Beide Unternehmen hätten sich bereits auf wichtige Eckpunkte des Geschäfts geeinigt, teilten Medion und Lenovo mit. Demnach will Lenovo  in den Besitz von 55 bis 80 Prozent der Medion-Aktien kommen. Der Computer-Hersteller aus Fernost sei bereit, dafür einen Preis von 13 Euro pro Papier zu zahlen.

Ein Großteil der Aktien kommt dabei aus dem Besitz von Medion-Gründer und Vorstandschef Gerd Brachmann, wie die Konzerne weiter mitteilten. Er verringere seinen Anteil an dem von ihm Anfang der 80er Jahre gegründeten Betrieb von derzeit 60 auf 20 Prozent. 80 Prozent des Kaufpreises werde ihm Lenovo  dabei in bar zahlen, 20 Prozent in Lenovo -Aktien. Weitere "15 bis 40 Prozent" der Aktien wolle das chinesische Unternehmen von anderen Anteilseignern übernehmen.

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Europäische Kommission müssen den Angaben zufolge noch ihr Einverständnis zu der Übernahme geben. Ist das geschehen, soll das Geschäft laut Lenovo  im August abgeschlossen sein.

"Inklusive Kundenservice, Lieferungen und Garantieleistungen werden wie gewohnt weitergehen"

Medion-Kunden sollen dann zunächst nicht spüren, dass in Essen fortan Chinesen das Sagen haben. Sämtliche Tätigkeiten, "inklusive Kundenservice, Lieferungen und Garantieleistungen werden wie gewohnt weitergehen", erklärten die Konzerne. Auch der Vertrieb der bisherigen Marken solle in nächster Zeit weitergehen. Gleiches gelte für Lenovo  und dessen Produkte.

Der chinesische Computerbauer will mit der Übernahme nach eigenen Angaben seinen Einfluss auf dem europäischen Markt ausweiten. Klappt das Geschäft, beherrscht das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 14 Prozent des deutschen Computer-Marktes und sieben Prozent des Marktes in West-Europa. "Diese Vereinbarung mit der Medion AG beschleunigt unser Vordringen in den Konsumgüter-Markt in Westeuropa und vor allem in den deutschen", erklärte Lenovo -Vorstandsmitglied Milko van Duijl.

Das Unternehmen hat sich dafür mit Medion einen Betrieb ausgesucht, der seit über 20 Jahren Computer und Elektronikgeräte baut. Deren Markenzeichen ist vor allem ihr günstiger Preis. Bekannt wurde Medion durch seine Zusammenarbeit mit dem Diskonter Aldi - er ist Aldis Elektronik-Lieferant. Doch auch andere große Handelsketten, wie beispielsweise Real, Tchibo oder Marktkauf, vertrieben in Deutschland schon Geräte der Marke Medion.

Lenovo  hatte vor einigen Jahren die Computersparte von IBM übernommen und stieg damit zu einem der größten PC-Lieferanten weltweit auf. Der Konzern ist eigenen Angaben zufolge in 160 Ländern aktiv. (APA)