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Grafik: APA

Wien - Jede achte Frau mit Kindern unter 15 Jahren ist alleinerziehend. Und die Betroffenen sind einem überdurchschnittlich hohen Armutsrisiko ausgesetzt - 29 Prozent der Alleinerzieherinnen sind gefährdet, wie eine neue Studie im Auftrag des Sozialministeriums einmal mehr zeigt. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht als Schlüssel zur Existenzsicherung Erwerbstätigkeit, außerdem will er die Pflegefreistellung erweitern. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) pochte bei der Studienpräsentation am Mittwoch auf einen Mindestlohn von zunächst 1.300 Euro.

Insgesamt gab es 2009 114.400 Alleinerziehende mit Kindern unter 15 Jahren, 92 Prozent davon waren Frauen. 148.000 Kinder unter 15 Jahren lebten in Mutter-Kind-Familien, wie aus der Studie "Alleinerziehende in Österreich. Lebensbedingungen und Armutsrisiken" hervorgeht.

Wie die Projektleiterinnen Ulrike Zartler (Uni Wien) und Martina Beham (JKU Linz) betonten, sind Alleinerzieherinnen mit 77 Prozent im Vergleich zu Müttern aus "Zwei-Eltern-Familien" häufiger erwerbstätig. Bei 40 Prozent aller Alleinerzieherinnen mit Kindern unter 15 Jahren umfasst die wöchentliche Arbeitszeit ein Ausmaß von 36 und mehr Wochenstunden.

Verhandlungen "ein bischen langsam"

Trotzdem sind Alleinerzieherinnen und ihre Kinder mit knapp 30 Prozent einem doppelt so hohen Armutsgefährdungsrisiko ausgesetzt als die österreichische Gesamtbevölkerung (12 Prozent). Rund ein Viertel der Alleinerzieherinnen-Haushalte ist im Vergleich zu sieben Prozent der "Zwei-Eltern-Haushalte" zur Gruppe der "stark Deprivierten" zu zählen, sie haben demnach also durchwegs massive Probleme, sich grundlegende Dinge des alltäglichen Lebens zu leisten.

Transferleistungen für Familien seien "wesentlich" zur Abfederung, erklärten die Studienleiterinnen, zentral sei aber Erwerbstätigkeit. Wichtig seien der Zugang zur Erwerbstätigkeit und existenzsichernde Einkommen. Als Handlungsfelder sehen Zartler und Beham außerdem den Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Ganztagsangebote im schulischen Bereich, leistbares Wohnen und Verbesserungen bei der Pflegefreistellung.

Zu letzterem Punkt richtete Hundstorfer einen Appell an die Sozialpartner: Man verhandle seit einiger Zeit, auf Sozialpartnerseite sei man aber "ein bisschen langsam" unterwegs, man müsse schneller werden. Hundstorfer will, dass künftig auch der getrenntlebende Elternteil (meist Väter) mit gemeinsamer Obsorge sowie Patchworkeltern im selben Haushalt die Pflegefreistellung in Anspruch nehmen können.

Heinisch-Hosek: Bemühen sei "sehr groß"

Als Schlüssel zur Existenzsicherung sieht Hundstorfer Erwerbstätigkeit. Man müsse in Qualifikation "hineinpulvern, was nur geht", sonst habe man alle Risiken. Zum Risiko Altersarmut meinte Hundstorfer, man müsse den Menschen vor Augen führen, warum Erwerbstätigkeit so wichtig sei: Beim Pensionskonto zähle nämlich "jedes Monat", auch die schwachen. Die Mindestsicherung, die in den Zahlen der Studie noch nicht berücksichtigt ist, bringe für Alleinerzieherinnen Verbesserungen von 968 Euro pro Jahr, betonte der Minister außerdem.

Auch Heinisch-Hosek hob von der Regierung gesetzte Maßnahmen hervor, etwa die jüngst beschlossene Weiterführung der Bundeszuschüsse zum Ausbau der Kinderbetreuung. Durch die bis Herbst 2012 geplante Familienrechtsnovelle erhofft sich die Ministerin auch Verbesserungen für Alleinerziehende. Handlungsbedarf gebe es etwa beim Unterhaltsrecht. Auf konkrete Ziele oder Benchmarks mit Zeitpunkten wollten sich die Regierungsmitglieder übrigens nicht festlegen. Aber das Bemühen, was die Situation von Frauen betreffe, sei "sehr groß", versicherte Heinisch-Hosek. (APA)