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Alleinerziehenden fehlt oftmals das Geld und die Zeit für Aktivitäten wie Baby-Schwimmen.

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Wien - Jede achte Frau mit Kindern unter 15 Jahren ist alleinerziehend. Und die Betroffenen sind einem überdurchschnittlich hohen Armutsrisiko ausgesetzt - 29 Prozent der Alleinerzieherinnen sind gefährdet, wie eine neue Studie im Auftrag des Sozialministeriums zeigt. Der wesentlichste Schritt  aus der Armutsfalle für diese Personengruppe sei die Erwerbstätigkeit, betonten Sozialminister Hundstorfer und Frauenministerin Heinisch-Hosek am Mittwoch bei der Präsentation der Ergebnisse. Heinisch-Hosek forderte zudem einen Mindestlohn von zunächst 1.300 Euro.

Zahlen

Insgesamt gab es 2009 114.400 Alleinerziehende mit Kindern unter 15 Jahren, 92 Prozent davon waren Frauen, 20 Prozent davon widerum Migrantinnen. In diesen Familien leben 148.000 Kinder unter 15 Jahren, das sind 13 Prozent aller Kinder dieser Altergruppe.

Wie Projektleiterinnen Ulrike Zartler (Uni Wien) und Martina Beham (JKU Linz) betonten, sind Alleinerzieherinnen mit 77 Prozent im Vergleich zu Müttern aus "Zwei-Eltern-Familien" häufiger erwerbstätig (77 Prozent vs. 71 Prozent) sowie in höherem Ausmaß (durchschnittlich 31,2 Stunden vs. 27,4 Stunden). Trotzdem sind Alleinerzieherinnen und ihre Kinder mit knapp 30 Prozent einem doppelt so hohen Armutsgefährdungsrisiko ausgesetzt wie die österreichische Gesamtbevölkerung (12 Prozent).

Rund ein Viertel der Alleinerzieherinnen-Haushalte ist im Vergleich zu sieben Prozent der "Zwei-Eltern-Haushalte" zur Gruppe der "stark Deprivierten" zu zählen, sie haben demnach also durchwegs massive Probleme, sich grundlegende Dinge des alltäglichen Lebens zu leisten.

Transfer-Leistungen spielen große Rolle

Große Bedeutung zur Armutsvermeidung kommen nach der Studie staatlichen Transferleistungen zu. Nicht-erwerbstätige Alleinerzieherinnen, die zu 49 Prozent armutsgefährdet sind, wären es ohne Transferleistungen zu 79 Prozent. Selbst erwerbstätige Alleinerzieherinnen wären noch zu 36 Prozent armutsgefährdet, gäbe es keine Transfers (mit Transferleistungen: 19 Prozent). "Bei prekären Einkommenssituationen machen Transfers bis zum einem Drittel des Haushaltseinkommens aus. Das muss man bei Änderungen von Familienleistungen bedenken", so Studienautorin Zartler.

Moderne Familienpolitik als Ziel

Heinisch-Hosek hob von der Regierung gesetzte Maßnahmen hervor, etwa die jüngst beschlossene Weiterführung der Bundeszuschüsse zum Ausbau der Kinderbetreuung. Durch die bis Herbst 2012 geplante Familienrechtsnovelle erhofft sich die Ministerin auch Verbesserungen für Alleinerziehende. Angesichts der Studienergebnisse betonte die Frauenministerin: "Wir brauchen eine moderne Familienpolitik für das 21. Jahrhundert. Es gilt, Antworten auf neue gesellschaftliche Realitäten zu geben". (APA/red)