Düsseldorf/Berlin - Die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlicher Kartellabsprachen im Schienengeschäft. Die Untersuchungen richten sich gegen etwa zehn Firmen und rund 30 Personen, sagte ein Behördensprecher.

Wie der österreichische Stahlkonzern Voestalpine am Freitag mitteilte, seien diese Ermittlungen sowie mehrere im Mai durchgeführte Hausdurchsuchungen am Standort Duisburg auf einen von ihr gestellten Kronzeugenantrag zurückzuführen. Das heimische Unternehmen sei "seit mehreren Monaten laufend in Kontakt mit dem Deutschen Bundeskartellamt und der Staatsanwaltschaft in Bochum und arbeitet mit den Behörden an der lückenlosen und raschen Aufklärung des Sachverhalts", heißt es in einer Aussendung. "Auf Grund der Kronzeugeneigenschaft konnten bisher nur eingeschränkt Informationen veröffentlicht werden."

Mitte Mai hatte das Bundeskartellamt wegen des Verdachts von Absprachen bei Preisen und Aufträgen Büroräume mehrerer Unternehmen aus der Bahntechnik-Branche in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen, Berlin und Baden-Württemberg durchsucht. Die Firmen, die Schienen an Regional- und Industriebahnen, Nahverkehrskunden oder Bauunternehmen verkaufen, standen nach Angaben des Amtes im Verdacht, Einzelaufträge seit mindestens 2001 regional abgesprochen zu haben.

Voestalpine rechnet mit Strafbefreiung

Offizielle Angaben zur Schadenshöhe durch das "Schienenfreunde" genannte Kartell wurden bisher nicht gemacht werden. Der Gesamtschaden könnte laut deutschen Medien im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen, geschädigt soll vor allem die Deutsche Bahn worden sein. Die kolportierte Schadenshöhe ist für die voestalpine nicht nachvollziehbar und wird von ihr am Freitag in einer Aussendung ausdrücklich zurückgewiesen.

Bestätigt sich der Verdacht illegaler Absprachen, kann das Kartellamt empfindliche Geldstrafen gegen die beteiligten Unternehmen verhängen. Voestalpine rechnet wegen der Kronzeugenregelung allerdings "aus heutiger Sicht mit einer Bußgeldbefreiung".

Man akzeptiere keine Kartellverstöße, so die Voestalpine. "Die interne Aufdeckung und Aufarbeitung des Kartells zeigt, dass die im voestalpine-Konzern bestehenden Compliance-Maßnahmen wirksam sind. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dennoch für die weitere Verbesserung dieser Maßnahmen und Systeme genutzt werden." (red/Reuters)