Graz - Graz führt innerhalb der nächsten 14 Jahre die Anschluss-pflicht für Fernwärme ein. Die rechtlichen Schritte dafür werden demnächst im Gemeinderat abgesegnet. Das verkündeten Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) und die Grünen-Vizebürgermeisterin Lisa Rücker am Freitag in einem gemeinsamen Pressegespräch.

Derzeit wird in Graz erst rund ein Drittel aller Objekte (Wohnungen und Betriebe) mit Fernwärme beheizt. Angesichts des Luftgüte-Problems aber auch aus Gründen der Versorgungssicherheit wolle man das nun massiv ausbauen.

"Eigentlich wäre das schon in den Neunzigern notwendig gewesen", erklärt Lisa Rücker, doch die Vorbereitungen zur sogenannten Anschlusspflicht seien kompliziert. Erst wenn eine Gemeinde einen genauen Plan vorlegen kann, wie sie Straße um Straße vorgehen will kann man auf die Bescheid-Ebene gehen, das heißt: In den nächsten zehn Jahren erhalten die Bürger Bescheide, bis wann sie umstellen müssen, wie der Leiter vom Umweltamt der Stadt, Werner Prutsch ausführte. Dieser Plan, eine Karte des Kommunalen Energiekonzeptes, liegt nun vor.

Förderungen für sozial Schwache kommen aus einer Million Euro, die das Land zur Feinstaubbekämpfung zur Verfügung gestellt hat. Das Geld ist durch 2000 Anträge bereits verplant. Rücker betonte, dass man nicht von einer "Verpflichtungskeule" reden könne, da tausende Grazer selbst auf Fernwärme umsteigen wollen.

Vergrabene Millionen

"Wir vergraben jedes Jahr zehn Millionen Euro in unseren Straßen", erklärte Nagl. Denn so viel koste der Ausbau des Netzes, der bereits an allen Ecken der Stadt begonnen hat. In den nächsten zehn Jahren investiere man also 100 Millionen Euro. Bei sehr entlegenen Haushalten werden auch Mikronetze geplant. Für alle Haushalte gebe es selbstverständlich Übergangsregelungen, wer allerdings jetzt zu bauen beginnt, muss gleich eine Fernwärmeheizung mitplanen.

Graz ist nach Linz die zweite Stadt, die auf die Anschlusspflicht setzt. Ausnahmen werden natürlich bei jenen gewährt, so Prutsch, die eine umweltfreundlichere Alternative vorweisen können. Auch bei modernen Gasthermen, die gerade erst eingebaut wurden, werden Restlaufzeiten berücksichtigt. Längerfristig sei Gas aber "ohnehin ein zu wertvoller Rohstoff, um ihn zu verbrennen, nur um Wasser damit aufzuheizen", ist sich Prutsch sicher. (cms/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3. Juli 2011)