Das Wachstum in den USA hat sich zuletzt stark verlangsamt, die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen Wirtschaftsabschwungs steigt mit jeder neuen Datenrunde. Die noch im Vorjahr prognostizierte Erholung bei den Konsumausgaben ist leider ausgeblieben.

Der Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise fiel höher aus als der Zuwachs bei den Nominallöhnen, was im Jänner zu einem Rückgang des durchschnittlichen Wochenverdienstes führte, während der fortdauernde Rückgang der Eigenheimpreise das Vermögen der Mehrzahl der Haushalte reduzierte. Die Realausgaben beim privaten Verbrauch stiegen daher im Jänner nur um rund ein Prozent - ein deutlicher Rückgang gegenüber dem vierprozentigen Plus des Vorquartals.

Das Muster steigender Preise und sinkender Realeinkommen setzte sich im Februar und März fort, wobei ein steiler Anstieg des Verbraucherpreisindex zu einem Rückgang des durchschnittlichen Wochenverdienstes mit einer Jahresrate von gut fünf Prozent führte. Es überrascht nicht, dass die Umfragewerte zur Verbraucherstimmung steil fielen.

Die fallenden Häuserpreise drückten auf den Absatz von Immobilien. Dies verursachte einen starken Rückgang der Anzahl der Baugenehmigungen und der Bautätigkeit. Das dürfte anhalten, da inzwischen bei fast 30 Prozent aller hypothekenbelasteten Häuser der Wert unter der ausstehenden Hypothekenschuld liegt. Dies schafft starke Anreize zur Zahlungseinstellung, da in den USA Hypotheken de facto regresslose Kredite sind: Der Gläubiger kann, wenn der Kreditnehmer nicht zahlt, das Objekt pfänden, aber keine sonstigen Vermögenswerte oder einen Teil vom Erwerbseinkommen.

Das Muster der Schwäche verstärkte sich im April und Mai. Der relativ rasche Anstieg der Zahl der abhängig Beschäftigten aus den ersten vier Monaten des Jahres kam im Mai zum Halten, als nur noch 54.000 neue Jobs geschaffen wurden - weniger als ein Drittel der durchschnittlichen Beschäftigungszunahme während der ersten vier Monate. Infolgedessen stieg die Arbeitslosenquote auf 9,1 Prozent der Erwerbsbevölkerung.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Geld- und Finanzpolitik die Lage umkehren wird. Die US-Notenbank wird ihre Politik aufrechterhalten, die Zinsen für Taggeld nahe null zu halten, doch wird sie aus Angst vor Vermögenspreisblasen ihre Entscheidung, die Politik des Aufkaufs von Staatsanleihen Ende Juni einzustellen, nicht rückgängig machen.

Zudem wird die Finanzpolitik in nächster Zeit widersprüchlich ausfallen. Das 2009 verabschiedete Konjunkturprogramm läuft aus; die Konjunkturausgaben gehen von im Vorjahr 400 auf heuer 137 Milliarden Dollar zurück. Und es gibt Verhandlungen, die Ausgaben weiter zu senken und die Steuern zu erhöhen.

Die kurzfristigen Aussichten für die US-Volkswirtschaft sind also bestenfalls schwach. Grundlegende Änderungen beim politischen Kurs werden voraussichtlich bis nach den Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November 2012 warten müssen. (© Project Syndicate 1995-2011; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.7.2011)