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Beim Kauf hatten sie sich noch als "professionell" eingestuft. Jetzt bangen die Wiener und die österreichische Wirtschaftskammer um ihre 21,5-Millionen- Euro-Forderung.

Foto: AP/Zak

Die Wirtschaftskammern dürfen auf ein bisschen Geld hoffen.

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Wien - Die nächsten Tage werden für die Pensionsfonds und -kassen von Wirtschaftskammer Österreich und Wien spannend. Da will Stefan Prochaska, Geschäftsführer der in schwere Turbulenzen geratenen Immobilien-Gesellschaften R-Quadrat Capital Alpha, R-Quadrat Capital Beta und VCH Private Equity Opportunities einen Sanierungsplan vorlegen. Mit ihm soll zumindest R-Quadrat Alpha in den nächsten Wochen das Überleben gesichert werden.

Ob der Anwalt, der selbst massiv in R-Quadrat-Anleihen investiert hat - wie Wirtschaftskammern, Apothekerbank und Bawag auch - damit durchkommt, ist fraglich. Gläubigerschützer sind extrem misstrauisch. Sie verweisen darauf, dass die Metis-Töcher R-Quadrat Alpha, Beta und VCH über Managementverträge derart eng miteinander und auch noch mit dem deutschen Immobilienfonds Magnat verflochten sind, dass ein Sanierungsplan nur gegen entsprechende Sicherheiten angenommen werden könne. Und die sehe man derzeit nicht.

Kaum Verwertungsmöglichkeiten

Abgesehen davon, dass Liquidität fehle, seien die Assets, im Wesentlichen Grundstücke und Immobilien in Polen, der Ukraine, der Türkei und anderen Ländern teils Lichtjahre von Verwertungsmöglichkeiten entfernt. Selbst der in Aussicht gestellte Verkauf der auf 18 Mio. Euro taxierten R-Quadrat-Alpha-Tochter Euro Nova, ein Industriepark im Kärntner Dreiländereck, sei durch Pfandrechte (der Bawag) erschwert. Die glaubt Prochaska wegverhandeln und das Grundstück verkaufen zu können. Das würde rund sieben Mio. Euro für die Masse bringen.

Ob sich aus Zutaten wie diesen ein plausibler Sanierungsplan schnitzen lässt, dem die Gläubiger zustimmen, bleibt abzuwarten. Sofern Sanierungsverwalter Richard Proksch weiteres Ertragspotenzial wittert und die 90-Tage-Schutzfrist (vor dem Zugriff der Gläubiger) verlängert, wäre das unvermeidliche Konkursverfahren zumindest für R-Quadrat-Alpha noch einmal abgewendet. Andernfalls könnten nach der Tagsatzung am 12. Juli Abwicklung und Verwertung beginnen. Ausgeprägtes Misstrauen der Gläubigervertreter gegen Prochaska verursachen auch andere Umstände: Prochaska ist laut Firmenbuch im Vorstand der S.E.R. Privatstiftung, die 6,6 Prozent an der R-Quadrat-Mutter Metis GmbH hält.

Wie transparent die Konstruktion ist, zeigt sich an einem weiteren Metis-Aktionär: Die TB Privatstiftung (9,8 Prozent) hat bei R-Quadrat-Alpha eine Forderung von einer Mio. Euro angemeldet. In deren Vorstand sitzt: Klaus Fritsch, der - Zufall oder nicht - zugleich Prochaskas Vorstandskollege in der S.E.R. Privatstiftung ist. Prochaska betont, er habe die Funktion in der S.E.R. Privatstiftung bereits zurückgelegt.

Zittern um 21,5 Millionen

Wie immer die Gläubiger entscheiden: Mehr als ein Drittel ihrer Veranlagungen werden die unter Beschuss stehende Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Wirtschaftskammer Wien nicht wiedersehen. Dass sie getäuscht wurden, ist unglaubwürdig: Das Risikoprofil der Pensionskassenmanager lautete auf "professionell".

Laut der 58 Seiten umfassenden Forderungsliste hat der WKO Pensionsfonds 1,2 Mio. Euro in R-Quadrat-Alpha investiert und 1,4 Mio. Euro in VCH. Die WKO Pensionskasse zeichnete Anleihen der ebenfalls insolventen R-Quadrat-Beta im Volumen von 2,3 Mio. Euro - macht in Summe 9,9 Mio. Euro, die 2010 zu einem Drittel abgeschrieben wurden.

Die 11,6-Millionen-Forderung der Wiener Kammer resultiert aus drei Tranchen: 4,3 Mio. Euro bei R-Quadrat-Alpha sowie 2,8 und 4,5 Mio. Euro bei R-Quadrat Beta. Zusammen zittern die Wirtschaftskämmerer also um 21,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die Gesamtforderungen an R-Quadrat-Alpha belaufen sich auf fast 40 Mio. Euro, jene an R-Quadrat-Beta auf rund 37 Mio. Euro. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.7.2011)