Vor noch gar nicht so langer Zeit hieß es, der Euro und die offenen Grenzen seien das Beste an dieser Europäischen Union. Heute gilt offenbar nicht einmal mehr diese Minimalvariante des gemeinsamen Europa. Die Währung wird von Mitgliedstaaten in Mitleidenschaft gezogen, die krachen wie eine alte Kaisersemmel. Und der freie Verkehr von Personen gilt in manchen Ländern weniger als der wohlige Lustschauer angesichts grenzüberschreitender Kriminalität.

In beiden Fällen lassen sich verantwortliche Politiker von den Populisten dieses Kontinents, die Zwietracht sähen und nicht europäische Eintracht fördern wollen, vor sich hertreiben. Aus ihren säuberlich getrimmten Schrebergärtlein des Nationalismus plärren Hetzer vom Schlage Heinz-Christian Straches oder der Dänin Pia Kjaersgaards ihr demagogisches Lied in die Wählerschaft. Sie machen ihr Geschäft mit der Angst, mit Neid und Missgunst. Und sie haben Erfolg damit.

Werden nun in Dänemark plötzlich wieder Zollkontrollen mitten in Europa aufgezogen, ist nicht nur etwas faul im Staate Dänemark. Das Drama ist, das sich in Europa kaum noch Politiker finden, die genügend Führungsstärke aufbringen, um den Populisten den Schneid abzukaufen. Bisher konnte man argumentieren, das gemeinsame Europa sei immer in seinen ärgsten Krisen am meisten zusammengewachsen. Heute ist das Gegenteil der Fall. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3. Juli 2011)