Tripolis - Der militärisch unter Druck geratene libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat sich in einer Telefonansprache vor Tausenden Anhängern in Tripolis unnachgiebig gezeigt. Er werde bleiben, versicherte er am Freitag den grüne Fahnen schwenkenden Menschen. Die NATO forderte er auf, die Luftangriffe einzustellen. Ansonsten drohe der Allianz eine Katastrophe. "Verhandeln Sie mit dem libyschen Volk", forderte Gaddafi.

Die NATO übernahm am 31. März das Kommando über die Luftangriffe auf Ziele in Libyen. Seitdem flog das Bündnis Tausende Angriffe, an denen sich neben Frankreich, Großbritannien und Italien auch Kanada, Dänemark, Norwegen, Belgien und die USA beteiligen.

Drohung

In der Audio-Botschaft hat Gaddafi die europäischen Staatschefs bedroht. Er wolle die Schlacht von Libyen ins Mittelmeer und nach Europa tragen, sagte er an eine Gruppe von Anhängern, die sich am Freitag auf dem Grünen Platz in Tripolis versammelt hatten. Den Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien und Großbritannien drohte er mit Angriffen auf ihre Amtssitze, Familien und Privathäuser. "Oh Welt, höre die Stimme des freien Volkes", rief Gaddafi. Er sagte: "Dies ist ein historischer Tag."

Den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und den französischen Präsidenten Nicholas Sarkozy bezeichnete Gaddafis jeweils als "mein armer Freund". US-Präsident Barack Obama nannte er "meinen Sohn".

Die libyschen Aufständischen, die im Juni von Frankreich Waffen per Fallschirm geliefert bekommen hatten, sprechen seit Wochen von Plänen für einen Vormarsch bis zur Hauptstadt Tripolis. Der Internationale Strafgerichtshof hat gegen Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam und den Geheimdienstchef Haftbefehle erlassen. In der Hauptstadt ist die Lage inzwischen sehr angespannt. Benzin ist knapp. Nachts sind häufig Schüsse zu hören. (APA/Reuters)