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"Ich muss mich für nichts schämen": Am Sonntag ist die SlutWalk-Bewegung auch in Indien auf die Straße gegangen.

Foto: APA/AP/dapd/Mustafa Quraishi

Neu-Delhi - Am Sonntag hat der erste "SlutWalk" Indiens stattgefunden. Hunderte von enthusiastischen DemonstrantInnen sind auf die Straßen der Hauptstadt Dehli gegangen, um gegen sexuelle Gewalt zu protestieren. Die Frauen und vereinzelt teilnehmenden Männer kritisierten die allgemeine Auffassung im Land, es liege am Verhalten bzw. der Kleidung der Frau, wenn sie Opfer sexueller Übergriffe wird. Das könne keine Rechtfertigung oder gar Entschuldigung für Vergewaltigung sein, so der Tenor des "Besharmi Morcha", wie der Begriff "SlutWalk" in Hindi genannt wird. Die DemonstrantInnen foderten ein Ende der sexuellen Gewalt und erklärten dieses Unterfangen zur gesellschaftlichen Aufgabe.

"Indische Frauen sind keine Schlampen, und die Männer haben kein Recht, uns als solche zu behandeln", sagte die 22-jährige Studentin Ashima Awal. Die Hausfrau Raksha Gupta, die zusammen mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern an dem Protestzug teilnahm, klagte: "Selbst wenn wir uns von Kopf bis Fuß bedecken, werden wir belästigt."

Im Gegensatz zu den vergangenen SlutWalks in Nord- und Südamerika, Großbritannien oder Südkorea haben die Teilnehmerinnen laut Medienberichten keine sexuell aufgeladenen Outfits wie Korsagen oder Netzstrümpfe getragen. Die TeilnehmerInnen konnten ihre persönlichen Botschaften im Rahmen des Marschs auf Nachrichtentafeln verewigen.

Belästigung weit verbreitet

Gewalt gegen Frauen ist in Indien weit verbreitet, öffentliche verbale Übergriffe sexueller Natur, sexuelle Belästigung und Begrapschen von Frauen ebenfalls. Dafür gibt es sogar einen Ausdruck: "Eve Teasing". Laut einer Umfrage der indischen Regierung und der UNO aus dem Jahr 2010 haben 85 Prozent der Frauen in Neu-Delhi Angst vor Belästigungen. 45 Prozent der Frauen gaben an, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein aus dem Haus gehen, 65 Prozent fahren nicht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln. In der Hauptstadt, die als unsicherste Stadt Indiens gilt, wurden nach Polizeiangaben 2010 fast 500 Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht.

Massenbewegung

Seinen Ursprung hatte der SlutWalk im April im kanadischen Toronto. Anlass war die Bemerkung eines Polizeibeamten, der in einem Universitätsvortrag Frauen empfohlen hatte, sich "nicht wie Schlampen anzuziehen, um nicht zum Opfer" von sexueller Gewalt zu werden. Nach der ersten Demonstration in Toronto gab es auch bald Kundgebungen in zahlreichen anderen Städten auf der Welt. Die nächsten SlutWalks in Österreichs nächster Nähe sind am 13. August in Berlin und anderen Großstädten Deutschlands geplant. (red/APA)