Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Im Juli waren in Österreich 262.904 Menschen auf Jobsuche, das waren laut aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) um vier Prozent (10.839) weniger als vor einem Jahr. Laut einer Aussendung von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) gab es einen leichten Rückgang bei der Zahl der arbeitslos Gemeldeten um -0,9 Prozent auf 209.743 sowie einen starken Rückgang der AMS-Schulungsteilnehmer um -14,4 Prozent auf 53.161.

Starker Anstieg bei Ausländern

Insgesamt lag die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition im Juli bei 5,6 Prozent (minus 0,2 Prozent), teilte das Sozialministerium am Montag mit. Auffällig ist, dass die Arbeitslosigkeit bei Männern sinkt (minus 3 Prozent), aber bei Frauen steigt (plus 1,4 Prozent). Auch zwischen Inländern und Ausländern öffnet sich die Schere. Während bei ersteren die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 2,8 Prozent sank, legte sie bei ausländischen Mitbürgern um 8,9 Prozent zu.

Besonders in der Warenherstellung war der Bedarf an neuen Mitarbeitern groß, hier ging die Zahl der Arbeitslosen um 13,8 Prozent zurück. Auch am Bau (minus 4,8 Prozent) und im Handel (minus 4,1 Prozent) war die Entwicklung erfreulich. Im Tourismus stiegen die Arbeitslosenzahlen aber um 0,3 Prozent, im Gesundheits- und Sozialwesen sogar um 5 Prozent.

Weniger Lehrstellensuchende

Am Lehrstellenmarkt kam es zu einer signifikanten Entlastung. Bei den Lehrstellensuchenden wurde ein Minus von 6,8 Prozent registriert, bei den offenen Stellen hingegen ein Zuwachs von 7,3 Prozent. Die Lehrstellenlücke reduzierte sich damit auf 4.212 Personen. Am Gesamtarbeitsmarkt gab es 35.765 offene Stellen, ein Zuwachs von 588 Jobangeboten.

Auch zwischen Jugendlichen und Älteren vergrößert sich der Abstand. Während die Jugendarbeitslosigkeit um 3,1 Prozent zurückging, stieg sie bei den über 50-jährigen um 2,9 Prozent. Allerdings wuchs auch die Beschäftigung Älterer um 5,6 Prozent. Bei den Langzeitarbeitslosen gab es gar einen Rückgang der Jobsuchenden von 26 Prozent auf nunmehr 4.787.

"Der österreichische Arbeitsmarkt bleibt trotz internationaler Turbulenzen und nachlassender wirtschaftlicher Dynamik robust", so Hundstorfer. "Bereits den 17. Monat in Folge sinkt die Arbeitslosigkeit in Österreich."

Einmal mehr könne Österreich mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent (nach EU-Definition) die niedrigste Arbeitslosigkeit in den EU-Ländern verzeichnen, bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Österreich mit einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent im EU-Vergleich auf dem guten dritten Platz. 

AK-Tumpel: Ältere und Frauen profitieren nicht

Für den Präsidenten der Arbeiterkammer (AK), Herbert Tumpel, bleibt trotz der guten Zahlen noch viel zu tun. Neuerlich zeige sich nämlich, dass Ältere und Frauen von der Entspannung auf dem Arbeitsmarkt nicht profitieren würden. "Die Zahl der registrierten Arbeitslosigkeit bei den Älteren steigt um knapp drei Prozent und bei den Frauen um 1,4 Prozent. Angesichts der Notwendigkeit, das faktische Pensionsalter anzuheben, müssen auch für ältere Arbeitssuchende echte Rückkehrchancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnet werden", so Tumpel in einer ersten Reaktion.

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl warnt vor dem "würgenden Mangel an Fachkräften". "Die aktuellen Zahlen von Mai und Juni zeigen, dass nur 13.000 Arbeitskräfte zusätzlich aus den neuen EU-Staaten nach Österreich gekommen sind und das mit fallender Tendenz. Der prognostizierte Ansturm aus dem Osten ist definitiv ausgeblieben. Nicht einmal ein Lüftchen weht", so Leitl am Montag in einer Aussendung. Leitl forderte einmal mehr eine Bildungsreform, "die eine mittlere Reife vorsieht und die Talente und Begabungen der Schüler individuell fördert sowie ihre Schwächen ausgleicht".

Trotz stetig sinkender Arbeitslosenzahlen zeigte sich FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl enttäuscht von den Regierungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt. Er warnte davor, dass die guten Zahlen verheimlichen würden, dass es sich bei vielen Beschäftigungsverhältnissen um sogenannte "McJobs" handelt, also um Arbeit, von denen die Beschäftigten kaum leben könnten.

In die gleiche Kerbe schlug auch die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG): "In den letzten Jahren ist es zu einem Wildwuchs atypischer Dienstverhältnisse gekommen. Damit muss Schluss sein."

Die Grüne Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz forderte einmal mehr einen gesetzlichen Mindestlohn, mit dem die wirksam Armut bekämpft werden könne. Denn "Vollzeitarbeit schützt in Österreich nicht vor Armut. Das ist völlig inakzeptabel".(red)