Im erbitterten US-Schuldenstreit haben Demokraten und Republikaner nach monatelangem Gezerre einen Kompromiss erzielt. Die Fraktionsführer in beiden Kammern des Kongresses vereinbarten in der Nacht zum Montag Maßnahmen zur Senkung des Defizits in mehreren Stufen um insgesamt etwa 2,4 Billionen Dollar. Zudem soll die Schuldenobergrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar so weit angehoben werden, dass die USA "durch 2012 kommen" können, wie das Präsidialamt mitteilte. Im November 2012 stehen Präsidentschafts- und Kongresswahlen an. Ohne die Anhebung der Schuldenobergrenze droht den USA am Dienstag die Zahlungsunfähigkeit. 

nalysten beobachten die vorläufige Einigung in den USA mit gemischten Gefühlen. Besonders die Frage nach einer Abstufung der USA seitens der Ratingagenturen gilt als weiter bestehende Bedrohung. "Die Märkte werden weiterhin eine Phase der Unsicherheit durchleben, solange die Politiker die USA an den Rand eines technischen Defaults bringen. Die im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt erreichten Defizit- und Schuldenwerte sind die schlechtesten eines mit AAA beurteilten Staates", meint Chris Iggo von AXA Investment Managers. Auch das Schuldenprofil gebe Anlass zur Besorgnis, denn „2012 und 2013 werden eine große Zahl von Staatsanleihen fällig". Iggo kann sich auch nicht vorstellen, dass die Anleiherenditen so niedrig bleiben werden wie bislang, wenn sich der fiskalische Ausblick nicht verbessert.

Kurze Freude

Dem stimmt auch Kornelius Purps von der UniCredit zu. Das US-Sparpaket falle auch kleiner aus, als von der Ratingagentur S&P verlangt wurde. Zweifel hegt Purps auch an der Nachhaltigkeit der Sparanstrengungen. "Die Freude an den Finanzmärkten über den Schuldenkompromiss in Washington dürfte daher überschaubar in Ausprägung und Dauer sein", glaubt Purps.

Bei der Commerzbank ist man vorerst zufrieden. "Es kam, wie es kommen musste: Erst in allerletzter Minute haben sich die Fraktionsführer im Kongress auf einen Kompromiss zur Anhebung der Schuldengrenze geeinigt." Aber: Der Preis für das Gerangel sei hoch und erschüttere das Vertrauen in das politische System der USA. "Es gibt nur einen äußerst schmalen Grad zwischen zwei unschönen Alternativen: ausufernde Defizite, die unweigerlich ins fiskalische Desaster führen, und ein Abwürgen der Konjunktur durch fiskalische Sparsamkeit gerade in dem Moment, in dem die schwächelnde US-Wirtschaft fiskalischen Anschub braucht." Die Analysten der Commerzbank geben außerdem zu Bedenken, dass der erzielte Kompromiss wegen abweichender Minderheiten auch durchaus noch platzen könnte.

Japan erleichtert

Die Märkte zeigten sich am Montag in der Früh durchwegs erleichtert ob der erreichten Einigung. Auch Japan hat den US-Schuldenkompromiss begrüßt und zugleich mehr Anstrengungen gefordert, die Staatsfinanzen der weltgrößten Volkswirtschaft zu stabilisieren. Es bestehe immer noch die Sorge, dass die Kreditwürdigkeit der USA heruntergestuft werden könne, sagte der stellvertretende Finanzminister Japans, Fumihiko Igarashi, am Montag. Japan ist mit China einer der größten ausländischen Investoren in US-Staatsanleihen.  (Reuters/APA/red)