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Strahlendes Naturidyll: Przewalski-Pferde nahe der Reaktorruine von Tschernobyl

Foto: APA/EPA/SERGEY DOLZHENKO

Kiew - Grünes Tschernobyl: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Sperrzone rings um den Ort der Reaktorkatastrophe von 1986 - mag es auch makaber klingen - beinahe zu so etwas wie einem Naturparadies entwickelt. In mehreren Filmen wurde bereits dokumentiert, wie unter anderem Elche, Wölfe und Biber das von Menschen verlassene Gebiet für sich entdeckt haben und hier recht gut gedeihen.

Teil der neuen alten Fauna sind auch Wildpferde - und zwar genetisch gesehen echte Wildpferde, nicht etwa verwilderte Hauspferde: Ende der 90er wurden in der Region insgesamt 31 Przewalski-Pferde aus einem Reservat hier angesiedelt, um die lokale Tierwelt zu bereichern. Auch deren Bestand entwickelte sich gut und erreichte im Jahr 2003 einen Höchststand von 65 Tieren. Mittlerweile ist die Zahl aber wieder drastisch gesunken, wie die BBC berichtet.

Wilderei

Und schuld ist nicht etwa die Strahlung, sondern wieder einmal der Mensch. Denn die Zone mag gesperrt sein - abgesperrt oder sonstwie geschützt ist sie hingegen nicht. Sogar im stark verstrahlten Zentrum der Zone haben Plünderer über die Jahre hinweg massenhaft Hinterlassenschaften der einstigen Besiedelung abtransportiert. Und weiter entfernt vom Reaktor, wo das Gebiet langsam wieder in eine Art Urzustand zurückkehrt, treiben sich Wilderer herum.

Wissenschafter warnen davor, dass mehr Wildpferde abgeschossen als geboren werden. Uneinigkeit herrscht allerdings über die Herkunft der Wilderer: Der Biologe Tim Mousseau von der University of South Carolina, der die Sperrzone mehrmals pro Jahr besucht, glaubt an lokale Täter - die Tiere stellen seiner Meinung nach eine willkommene Fleischquelle in der verarmten Region nahe der Sperrzone dar. Sergej Paskewitsch von der ukrainischen Akademie der Wissenschaften hingegen geht davon aus, dass die Wilderer von weither anreisen.

Auch Wölfe oder Krankheiten hält Paskewitsch für mögliche Ursachen des Rückgangs im Bestand - Fakt ist allerdings, dass mehrere Pfedekadaver gefunden wurden, die Schusswunden aufwiesen. Seit drei Jahren hat niemand mehr die Population gezählt; es wird angenommen, dass noch etwa 30 bis 40 Wildpferde in der Sperrzone leben. (red)