Wien - Mehr Inhalt, weniger Selbstbeschäftigung: Die Grünen blasen die für Herbst angekündigte Reform ihrer Parteistatuten ab.

Der Grund: Grüne Selbstbeschäftigung solle derzeit nicht im Vordergrund stehen, erklärte Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner am Montag. Wichtig sei die inhaltliche Fokussierung auf die Themen Energiewende, gerechte Wirtschaftsordnung und Bildung. Wallner sagte, er habe im Bundesvorstand davon abgeraten, angesichts der Krise in Europa in eine solche Phase der inneren Diskussion zu gehen. "Das wäre das Schlechteste, was die Grünen tun können, sich jetzt mit sich selbst zu beschäftigen."

"Das hätte zu viel Energie nach innen gebündelt", findet auch die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Für die Entscheidung, die Reform zu vertagen, habe es daher eine breite Mehrheit gegeben. Vassilakou: "Ich will mich jetzt nicht mit Statuten beschäftigen - und da bin ich sicher nicht die Einzige."

Auch Vizeparteichef Werner Kogler sagt: "Es besteht keine Notwendigkeit für eine solche Debatte. Das ist ein völliges Nebenthema." Ähnlich argumentiert auch der Chef der Vorarlberger Grünen, Johannes Rauch: "Wenn die ganze Welt kopf steht - Stichwort Eurokrise -, können wir uns nicht mit Vereinsmeierei beschäftigen" (siehe Interview).

Allerdings begleitet die Debatte rund um eine Änderung der Statuten die Grünen schon seit vielen Jahren. Ex-Parteichef Alexander Van der Bellen hatte genauso an dem ehernen Gesetz der Grünen gerüttelt wie die jetzige Chefin Eva Glawischnig. Diskutiert wurde vor allem die umstrittene "Zulassungsabstimmung", bei der Langzeit-Mandatare eine Zweidrittelmehrheit zur Wiederkandidatur brauchen (siehe Wissen). Van der Bellen nannte den Passus "kontraproduktiv", Nachfolgerin Glawischnig "hinterfragenswert".

Dass am Bundeskongress Mitte Oktober dieser Punkt auf der Tagesordnung auftauchen könnte, glaubt Bundesgeschäftsführer Wallner nicht: Das Ergebnis, auf die Reform zu verzichten, sei "breitest getragen". Eine grüne Statutenreform wird es heuer dennoch geben: Oberösterreich will im November dieses Projekt abschließen. (nik, pm, DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2011)