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Bernd Wiesberger hat als Vierter der Irish Open mehr Preisgeld als je zuvor bei einem Turnier gewonnen, 75.000 Euro. Jetzt liegt er in Europa unter den Top 100, er hofft auf die Tour-Karte und träumt von Dubai.

Foto: AP/ Morrison

Wien - 250.000 Euro, auch wenn sich damit vielleicht noch kein Schlosshotel ausgeht, kann jeder Mensch gut brauchen. Der golfspielende Mensch ist da keine Ausnahme. Ihm garantiert die geschätzte Viertelmillion, die er binnen einer Saison verdient haben sollte, den Verbleib in der obersten Spielklasse, auf der European Tour. Das Geld ist also quasi doppelt nützlich. Für die drei Österreicher, die momentan oben spielen, sieht es recht gut aus aktuell. 115 Golfer schaffen den Klassenerhalt, das ginge sich derzeit locker aus für Martin Wiegele (72. ), Markus Brier (94.) und Bernd Wiesberger (98.).

"The Race to Dubai", so heißt seit 2009 die Verdienstrangliste, weil die Tour im November in der Dubai World Championship gipfelt, dem mit 7,5 Millionen Dollar weltweit höchstdotierten Turnier. Daran dürfen freilich nur sechzig Golfer teilnehmen. Speziell der 33-jährige Steirer Wiegele darf sich noch Hoffnungen machen, die Tour-Karte für 2012 ist ihm ohnehin sicher, seit er bei den Scottish Open auf Rang drei landete. Für Brier, den 43-jährigen Wiener, und Wiesberger, den 25-jährigen Burgenländer, hängen die Trauben höher. Freilich kann es sehr schnell gehen, wie Wiesberger am Wochenende bei den Irish Open bewies, wo er als Vierter 75.000 Euro kassierte.

"Noch ein paar anständige Resultate" wünscht sich Wiesberger, "vielleicht geht sich ja sogar Dubai aus." 2009 in seiner ersten European-Tour-Saison gescheitert, war er mit acht Top-Ten-Ergebnissen auf der Challenge Tour auf Anhieb wiederaufgestiegen. "Jetzt kenn ich das Umfeld, kenn ich viele Plätze schon", sagt er. "2009 ist halt ein Lernjahr gewesen." Von Brier, der selbst erst mit 32 Jahren auf die European Tour kam, wird Wiesberger "Riesenpotenzial" bescheinigt. "Bernd hat alle Möglichkeiten. Er muss nur das spielen, was er kann. Dafür braucht es Ruhe, und die Ruhe kommt mit der Erfahrung."

Brier hat jahrelang als einziger Österreicher auf der Tour mitgemischt. 2006 gewann er die Austrian Open, 2007 siegte er in China und war Zwölfter der British Open. Und wie gesagt, es kann schnell gehen, und auch heuer hat Brier schon drei Top-Ten-Ergebnisse erzielt. Dass er Gesellschaft von Landsleuten bekam, ist ihm sehr recht. "Wir nehmen uns gegenseitig auch gar nichts weg."

Der Sponsorenmarkt im Golf ist hierzulande überschaubar, es zählen vor allem persönliche Kontakte. So wird Brier von der Schoellerbank, Wiesberger von Raiffeisen, Wiegele von Gösser unterstützt. Die Österreicher helfen einander beim Flügebuchen, spielen Proberunden, essen gemeinsam. Geurlaubt wird separat, auch in den nächsten zwei Wochen, da die European Tour wegen der amerikanischen PGA Championships pausiert. Knapp zwanzig Turniere stehen noch aus, darunter die Austrian Open im September in Atzenbrugg.

Dass der österreichische Flight, wenn man so will, sich bald vergrößert, ist nicht zu erwarten. Auf der Challenge Tour liegt Florian Prägant als bester Österreicher auf Rang 40, nur 20 steigen in die European Tour auf. Dafür tauchen Österreichs Jugendliche an der Europaspitze auf. Bei der U-18-EM in Prag holten Matthias Schwab, Robin Goger sowie Sam und Sepp Straka kürzlich Silber. Hinter Spanien, aber beispielsweise vor Deutschland. Mit den Deutschen vergleichen sich auch die Tour-Österreicher ganz gerne. "Sie sind drei, wir sind drei", sagt Brier. "Und wenn sie den Kaymer nicht hätten, hätten wir sie total im Griff", sagt Wiesberger.

Martin Kaymer, mit 26 nur ein knappes Jahr älter als Wiesberger, war heuer zwei Monate lang Nummer eins der Welt. 2010 gewann er mit 4,61 Millionen Euro das "Race to Dubai". Erst 2008 hatte der Düsseldorfer seinen ersten großen Turniersieg gefeiert. Und dann ist alles sehr schnell gegangen.

Bernd Wiesberger hat als Vierter der Irish Open mehr Preisgeld als je zuvor bei einem Turnier gewonnen, 75.000 Euro. Jetzt liegt er in Europa unter den Top 100, er hofft auf die Tour-Karte und träumt von Dubai. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 2. August 2011)