Hatten nach dem mysteriösen Kurssprung der Telekom-Aktie am 26. Februar 2004 gut lachen: Die TA-Manager Rudolf Fischer, Boris Nemsic, Heinz Sundt und Stefano Colombo (v. li. n. re.)

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Wien - Für die rund 150 aktiven und ehemaligen Führungskräfte der Telekom Austria (TA) könnte es eng werden: Sollte die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen zum Ergebnis kommen, dass die Auszahlung der Aktienoptionen im Jahr 2004 widerrechtlich erfolgte, könnten sie dazu verdonnert werden, ihre Sonderprämien im Volumen von neun Millionen Euro zurückzuzahlen.

So steht es zumindest in jenen Papieren, die jede Führungskraft - vom Vorstandsdirektor bis zum kleinen Abteilungsleiter - unterfertigen mussten, um ihren Anteil an Sonderprämie ausgezahlt zu bekommen. "Sollte sich herausstellen, dass die Auszahlung nicht gerechtfertigt war, wird jeder Euro und jeder Cent, der im Rahmen des Programmes überwiesen wurde, von Telekom Austria AG zurückgefordert", stellte TA-Chef Hannes Ametsreiter klar. Er war damals Marketing-Chef der TA-Mobilfunktochter Mobilkom Austria (A1) und profitierte selbst vom Stock-Options-Programm, das beim Börsengang im Jahr 2000 aufgelegt worden war. Vereinfacht ausgedrückt, kauften die TA-Mitarbeiter dabei Aktien und bekamen bei Eintritt bestimmter Umstände vom Arbeitgeber weitere Aktien als Prämie.

Zu verdanken haben sie diese Hiobsbotschaft einem kleinen verschworenen Kreis hochrangiger TA-Manager, der vor etwas mehr als sieben Jahren nach Möglichkeiten gesucht haben soll, den Kurs der unter elf Euro grundelnden TA-Volksaktie in den fünf Werktagen vor dem 26. Februar 2004 über 11,70 Euro zu treiben. Gelungen ist der Kurssprung, dem damaligen TA-Chef Heinz Sundt 390.000 Euro, seinen Vorstandskollegen Boris Nemsic, Rudolf Fischer und Stefano Colombo je 320.000 Euro einbrachte, freilich nicht aufgrund des Ausstiegs des ungeliebten TA-Miteigentümers Telecom Italia, sondern durch Intervention. Das glaubt zumindest die Staatsanwaltschaft Wien. Sie ermittelt wegen Verdachts der Untreue gegen Sundt, Nemsic, Fischer, den damaligen TA-Controlling-Chef Gernot Schieszler (war von 2006 bis 2009 Finanzvorstand der Festnetz-Division) sowie Euro-Invest-Gründer Johann Wanovits. Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

TA-Manager sollen den Kurs über eine unmittelbar vor Börsenschluss vom Wertpapierhandelshaus Euro Invest eingebrachte Kauforder manipuliert und so Österreichs größten Telekomkonzern um neun Mio. Euro gebracht haben, so der Verdacht der Ermittler - der Standard berichtete.

Als Mittelsmann zwischen TA und Euro Invest fungierte laut Profil TA-Manager Schieszler. Er hätte laut TA-Insidern vom Optionsprogramm nicht nur mit 10.000 Euro profitiert, wie sein Anwalt Stefan Prochaska sagt, sondern mit 60.000 Euro netto. Brutto seien es rund 120.000 Euro gewesen, heißt es. Diese Summe wies Schieszlers Anwalt zurück.

Zum Risiko wurde indes die "Risikoprämie" für Euro Invest. Das Brokerhaus, das bei den Ermittlungen der Finanzmarktaufsicht wegen Marktmanipulation stets versichert hatte, im eigenen Auftrag TA-Aktien gekauft zu haben, sollte für den Deal eine Million Euro Provision bekommen. Geworden sind es offenbar nur rund 600.000 Euro. Sie sollen über den PR-Berater und Lobbyisten der TA, Peter Hochegger abgerechnet worden sein. Aufgeflogen sind die Verbindungen durch Razzien bei Hochegger im Zuge der Buwog-Affäre. Die FMA betont, 2004 keinerlei Indizien für Untreue durch TA-Manager gefunden zu haben. (ung, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2.8.2011)