Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

Wien - Die größte Serie an Banküberfällen in der österreichischen Kriminalgeschichte ist laut der Wiener Polizei geklärt. Der 34-jährige Vulnet H. und der 33-jährige Nuri N. sind beide unter dringendem Tatverdacht in Haft. Von April 2004 bis Jänner 2011 verübten sie in Österreich insgesamt 26 Banküberfälle, 15 davon gemeinsam. Verletzt wurde niemand, doch die Täter hatten immer Waffen dabei. Als sie nach einem Überfall von einem Radfahrer verfolgt wurden, schossen sie damit in seine Richtung, verfehlten ihn aber.

Vulnet H., Vater einer zweijährigen Tochter, konnte unmittelbar nach einem Raubüberfall vor zwei Jahren festgenommen werden. Der Verdächtige Nuri N. wurde am sechsten Februar in Berlin festgenommen und am 17. August nach Österreich ausgeliefert. Neun Delikte verübte Vulnet H. alleine. Zwei Filialen soll Nuri N. mit anderen Komplizen überfallen haben. Dabei spezialisierten sie sich ausschließlich auf Filialen der Erste Bank, da sie annahmen, dass es sich wegen des Namens um die größte Bank Österreichs handeln müsse.

Beute wurde ausgegeben

Bereits nach wenigen Überfällen habe die Polizei aufgrund von Überwachungsbildern feststellen können, dass es sich um Serientäter handle. Dennoch dauerte es sieben Jahre, bis beide Verdächtige in Haft waren. Unauffällig verhielten sich die Männer jedoch nicht: Laut Oberstleutnant Robert Klug wurde das Geld zum Großteil in Bordellen, Spielsalons und für Suchtgifte ausgegeben. Von der Beute konnte kein Euro mehr sichergestellt werden. Um welchen Betrag es sich genau handelt, wollte die Polizei nicht veröffentlichen.

Die Männer kennen sich laut Informationen der Polizei seit ihrer Kindheit und gingen zusammen in die Volksschule. Vulnet H. kam gemeinsam mit seinen Eltern im Alter von 14 Jahren nach Niederösterreich, wo er eine Lehre begann. Dennoch wurde er abgeschoben und kehrte laut den Kriminalbeamten wenig später "illegal" zurück und lebte hauptsächlich in Wien. Nuri N. reiste für die Raubüberfälle nach Österreich. 

Den Spitznamen "Money Maker" haben die mutmaßlichen Bankräuber seit einem Missgeschick bei einem Überfall. Sie hatten Tragetaschen der TV-Sendung Money Maker für den Transport des gestohlenen Geldes dabei. Die Taschen rissen jedoch und die Räuber trugen das Geld, wie im Fernsehen, auf ihren verschränkten Armen balanzierend aus der Bank.

Auch Anklage wegen Mordversuchs

Das Duo wird sich auch wegen versuchten Mordes verantworten müssen. Im September 2006 schossen sie nach einem Überfall im sechsten Wiener Gemeindebezirk auf einen Radfahrer, der sie verfolgte. Die Kugeln verfehlten den Radler und durchschlugen einen geparkten Pkw.

Banküberfälle rückläufig

Insgesamt sinke die Zahl an Banküberfällen seit dem Spitzenjahr 2007 (77 Bank- und Postüberfälle) in Österreich, berichtet Innenministerin Mikl-Leitner. Einen Grund für die Verbesserung der Statistik sieht die Mikl-Leitner darin, dass die Strafen sehr hoch sind. So wurde Nuri N. für drei Raubüberfälle, die ihm nach seiner Verhaftung 2009 nachgewiesen werden konnten, bereits zu neun Jahren Haft verurteilt. (jus, derStandard.at, 1. September 2011)