Salzburg/Paris - Ski-Langläufer auf Spitzen-Niveau haben ein höheres Risiko für Herzrhythmus-Störungen. Dieses Risiko steigt mit der Häufigkeit der Teilnahme an Ausdauer-Wettbewerben und mit der Intensität des körperlichen Einsatzes, berichtet Kasper Andersen, von der medizinischen Universität in Uppsala, Schweden. Er und sein Team untersuchten insgesamt rund 47.500 Spitzensportler, die zwischen 1989 und 1998 am 90 Kilometer-Langlauf-Wettbewerb „Vasaloppet" teilgenommen hatten. Die Studie wurde auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Paris vorgestellt.

Athleten, die bereits sieben Mal oder öfter an diesem strapaziösen Wettkampf teilgenommen hatten, hatten ein um 29 Prozent höheres Risiko von Herzrhythmusstörungen nach dem Wettkampf als jene, die das erste Mal mitgemacht hatten. Spitzensportler, die die 90 Kilometer-Strecke in 100 bis 160 Prozent der Siegerzeit zurückgelegt hatten, wiesen ein um 37 Prozent höheres Risiko auf als Teilnehmer, die mehr als 241 Prozent der Siegerzeit benötigt hatten. Am häufigsten wurden die verbreitetsten Formen von Rhythmusstörungen festgestellt, Vorhofflimmern und Bradyarrhythmien. Die Forscher fanden keinen signifikanten Anstieg der potenziell tödlichen Formen von Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Arrhythmien).

Prophylaxe Ausdauertraining

„Was wirkt hat auch Nebenwirkungen. Dennoch, trotz aller möglicher Nebenwirkungen ist körperliches Ausdauertraining die beste Vorbeugungsmaßnahme gegen Erkrankungen und nahezu ein Garant für eine bessere Lebensqualität und Lebenserwartung", kommentiert Josef Niebauer, vom Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. „Insgesamt müssen solche Studien mit Bedacht publiziert und kommentiert werden, denn sie sind völlig zu Unrecht Wasser auf die Mühlen derer, die nach Ausreden suchen, um keinen Sport treiben zu müssen. Dazu können diese Studien aber nicht dienen, weil Ausdauertraining und eine gute körperliche Leistungsfähigkeit eindeutig mit einer besseren Lebensqualität und Lebenserwartung assoziiert sind."

Die schwedische Studie, so Niebauer, schließt an andere Studien an, die zu demselben Ergebnis kommen: langjährig ausgeübter Ausdauersport ist mit einer erhöhten Inzidenz von Vorhofflimmern assoziiert, wobei die Wahrscheinlichkeit des Auftretens mit der Intensität steigt und auch ein langjähriges Ausdauertraining auf hohem Niveau hierzu anscheinend prädisponiert. Die Ursache davon ist nicht geklärt, wird aber derzeit auf die erhöhte Volumenbelastung und der physiologischen Anpassung der Herzhöhlen durch Erweiterung (Dilatation) zurückgeführt. Da beim Sportherz des Ausdauersportlers alle Herzhöhlen harmonisch erweitert sind, kommt es auch zu einer Erweiterung des linken Vorhofs und so wird spekuliert, dass die erhöhte Dehnung des Vorhofmyokards ein Trigger für Vorhofflimmern darstellen könnte.

Sportkardiologische Untersuchung

„Da in diesen Studien jedoch Vorhofflimmern vor allem bei Männern im fortgeschrittenen Alter auftrat und die Hauptursachen von Vorhofflimmern in diesem Kreis die koronare Herzkrankheit und ein hoher Blutdruck sind, sollten auch Freizeitsportler, die einen Trainingsumfang wie Hochleistungssportler absolvieren, sich entsprechend professionell und vorbeugend sportkardiologisch untersuchen lassen", empfiehlt Niebauer.

Tatsächlich sei Vorhofflimmern insofern ein Problem, als dass die Leistungsfähigkeit insgesamt abnimmt und vermehrt mit Schlaganfällen einhergeht. „Eine konsequente Verdünnung des Blutes wird notwendig, was im Falle von Verletzungen mit vermehrtem Bluten einhergeht", so Niebauer. „Moderne Ablationsverfahren und auch moderne Blutverdünnungsmittel haben hier große Fortschritte erzielt, ändern aber für die überwiegende Mehrzahl der Patienten derzeit nur wenig." (red)