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Foto: reuters/niesner

Wien - Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) glaubt nicht mehr an das ursprüngliche Ziel, das neue Lehrer-Dienstrecht bis Ende des Jahres auszuverhandeln. Mittwochabend nannte die Ministerin vor Journalisten dieses Ziel "sehr ambitioniert". Da in der ersten Novemberwoche in der Lehrergewerkschaft die Wahl des neuen Vorsitzenden der ARGE Lehrer - ein Zusammenschluss der verschiedenen Lehrergewerkschaften - ansteht, sei sie "nicht blauäugig" und glaube daher nicht an eine Lösung im Jahr 2011.

Nach dem Wahltermin will Schmied jedoch in "intensive Verhandlungen" treten. "Kernfrage" seien attraktivere Einstiegsgehälter, eine Höhe wollte sie jedoch nicht nennen.

Schmied: Kein Lehrermangel

Im Schuljahr 2011/12 sind laut dem Unterrichtsministerium trotz der beginnenden Pensionierungswelle bei Lehrern keine Personalengpässe zu erwarten. "Man kann nicht von einem Lehrermangel in dem Sinn sprechen", so Schmied. Zu wenig Personal gebe es nur in bestimmten Regionen und Fächern wie etwa den Naturwissenschaften.

Im Pflichtschulbereich "sollte es zu keinen größeren Problemen kommen", so Schmied. An den Bundesschulen würden zwar zwischen 300 und 320 Lehrer fehlen, doch das "ist auch kein Lehrermangel bei zigtausenden Lehrern".

Fehlendes Personal soll einerseits durch Mehrdienstleistungen ausgeglichen werden, andererseits werden laut Schmied auch in einzelnen Bereichen Junglehrer eingesetzt, die zwar ihre Ausbildung, aber noch nicht ihr Unterrichtspraktikum abgeschlossen haben.

Lehrer-Ausbildung und Lehrerdienstrecht "strategische Projekte"

Ab Herbst will Schmied die neue Lehrer-Ausbildung und die Reform des Lehrerdienst- und Besoldungsrechts vorantreiben. Diese seien "jene zwei großen strategischen Projekte, die auf jeden Fall in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden sollen".

In Sachen Reform der Lehrerausbildung sei es im Herbst an ihr und Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP), "wichtige Grundsatzentscheidungen" über das weitere Vorgehen zu treffen. Ein erster Schritt, der zu einer Weiterentwicklung der Pädagogischen Hochschulen (PH) "in Richtung einer vollwertigen tertiären Einrichtung" führt, wird bereits im Herbst gemacht: Dann sollen die PH-Lehrenden ein neues Dienstrecht bekommen, in dem die Forschung nicht mehr länger der Lehre untergeordnet sein soll. 

Lehrergewerkschaft dementiert

Ginge es nach uns, dann gebe es ein neues Lehrer-Dienstrecht bereits, sagt Lehrergewerkschafter Walter Riegler im Ö1-Mittagsjournal. Dass der Gewerkschaftstag im November die Verhandlungen bremse, wie das Unterrichtsministerin Claudia Schmied heute gemutmaßt hat, bestreitet Riegler vehement. Die Wahl sei schon 2009 gewesen, 2011 gebe es nur Fomalakte inform einer Umschichtung.

Außerdem trete die Gewerkschaft schon lange für ein moderneres Dienstrecht ein und habe bisher auch jeden Verhandlungstermin eingehalten, sagt Riegler und spielt den Ball an Schmied und die Regierung zurück. Überall dort wo es im derzeitigen Dienstrecht Schwierigkeiten in der Ausübung des Berufes gebe sei man jederzeit bereit, etwas Neues zu schaffen. Auch was die neue Bezahlung betreffe, wolle man weg von der zweijährigen Gehaltssteigerung für Junglehrer und deren niedrigen Einstiegsgehalt. (APA/red)