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Rosel Zech mit Regisseur Rainer Werner Fassbinder während der Dreharbeiten zum Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss".

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Berlin - Schauspielerin Rosel Zech wird man für immer als Titelheldin des Fassbinder-Films Die Sehnsucht der Veronika Voss (1982) in Erinnerung behalten: Die Zech schwebte durch diesen magischen Schwarz-Weiß-Streifen - Fassbinders vorletzten - wie ein Zauberwesen: ein morphiumsüchtiger Exkinostar, vom Ruhm der Ufa-Filme geblendet, in der Wirtschaftswunderwelt, in der die Täter wie die Opfer kaum Zuwendung erfuhren, unbehaust.

Zechs artistische Meisterleistung kam nicht von ungefähr: Die aus Berlin stammende Schauspielerin war früh nach Wuppertal gegangen, wo sie bereits 1965 auf Peter Zadek traf. Dieser nahm sie 1972 an das Schauspielhaus Bochum mit, wo sie unter anderem die Porzia im Kaufmann in Venedig gab, die Nina in Tschechows Möwe, vor allem aber Ibsens Hedda Gabler in der bahnbrechenden Inszenierung des Intendanten: ein grimmiger Kommentar zu den Grillen und Überspanntheiten einer Gruppe bürgerlicher Menschen, deren natürliche Mitte die Zech bildete - ein Rätselwesen von maskenhafter Schönheit. Zech wurde für die Rolle der Hedda 1977 prompt zur Schauspielerin des Jahres gekürt.

Die Kinokarriere der einzelgängerischen Zech hätte vielleicht eine andere Wendung genommen, wäre Fassbinder nicht bereits 1982 gestorben. Die Begegnung mit ihm und mit Zadek bezeichnete sie jedenfalls als die beiden "Glücksfälle" ihres Lebens. Bereits 1973 spielte sie in Ulli Lommels Zärtlichkeit der Wölfe. In späteren Jahren gewann sie auch ihren zahlreichen TV-Auftritten (etwa in der ARD-Serie Um Himmels Willen) eine makellose Würde ab: ein Schimmern, das sich untergründig aus den Quellen des frühen Tonfilms speiste, aber auch um das Erbe des Expressionismus wusste.

Jetzt ist Rosel Zech an den Folgen ihrer geduldig ertragenen Knochenkrebserkrankung in Berlin gestorben.  (Ronald Pohl/ DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2011)