Neben Präsident Bashar al-Assad werden auch dessen Bruder Maher al-Assad (in Miltiäruniform), der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khamenei, der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad und Assads Cousin Rami Machluf aufs Korn genommen. (v.l.n.r.)

Foto: wikisham.com

Präsident Assad wird als dümmlicher Hampelmann dargestellt, der laufend Rat bei seinem Bruder Maher sucht. Maher al-Assad ist Chef der Präsidentengarde und hauptverantwortlich für das gewaltsame Vorgehen des syrischen Militärs gegen die Demonstranten.

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Damaskus/Beirut - Syrische Aktivisten kämpfen mit einer originellen "Waffe" gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad: Mit Humor. Sie haben eine Serie von Cartoons unter dem Namen "Wikisham" entworfen. Der Name leitet sich aus dem Arabischen ab: "Sham" ist der Name von Damaskus.

"Assad und sein Regime zu verspotten, ist ein neuer Weg, um die Revolution voranzutreiben", sagt der syrische Aktivist Rami Nachle, der im Libanon lebt. Auf Wikisham werden aber nicht nur Assad und dessen Anhänger ins Lächerliche gezogen: Nicht verschont werden auch sein Bruder Maher, Chef der Präsidentengarde, oder sein Cousin Rami Machluf, ein verhasster Geschäftsmann.

Mit den Cartoons wollen die Demonstranten mehr Syrer für die Aufstände gewinnen. Seit Mitte März sind laut Menschenrechtsorganisationen mehr als 2.000 Menschen bei den Protesten gegen das Regime gestorben. "Revolutionäre in der ganzen Welt benutzen Cartoons, weil sie komplexe Themen verdichten", sagt der libanesische Psychologe Hala Raad. "Außerdem helfen sie dabei, mehr Sympathisanten zu gewinnen. Sie können dazu ermutigen mitzumachen."

Viele Episoden spielen im Präsidentenpalast - auch "Palast des Volkes" genannt. Dort lebt Assad. Meistens wirkt der 45-Jährige besorgt und sucht militärischen Rat bei seinem Bruder Maher (43), der stets in Militäruniform erscheint. Maher al-Assad wird vorgeworfen, die Proteste brutal niederzuschlagen und viele Demonstranten zu töten.

Die Cartoonfiguren werden digital animiert und sprechen umgangssprachliches Arabisch. Es gibt keine Untertitel in anderen Sprachen. Einige Charaktere sprechen in einem starken Dialekt der Alawiten - eine Anspielung darauf, dass die Familie Assad zu dieser Minderheit schiitischer Muslime gehört, die 41 Jahre lang über eine Mehrheit von Sunniten geherrscht haben.

In einer Episode erscheint Assad verkleidet und fragt einen weisen Mann nach der genauen Bedeutung des Protestslogans "Das syrische Volk wird niemals Unterdrückung akzeptieren". Der Mann antwortet: "Mein Sohn, Könige und Präsidenten sollten wissen, dass egal, was sie tun, sie werden eines Tages dafür bezahlen, wenn ihr Volk mit ihrem Regieren unglücklich ist. Und nichts, nicht einmal Gott, wird sie beschützen."

Die Cartoons verschonen auch nicht andere Unterstützer von Assads Regime, wie etwa Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad oder Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei.

Seit Beginn der Proteste haben die Demonstranten in Syrien den Iran und die von Teheran unterstützte schiitische Hisbollah-Bewegung im Libanon kritisiert. Der Vorwurf: Sie sollen syrischen Sicherheitskräften helfen. "Es geht darum, die Tatsachen zu zeigen und wie dieses Regime damit umgeht, dass das Volk für Freiheit und Recht kämpft", sagt Aktivist Nachle. Die arabische Welt solle deshalb die Zeichnungen sehen. (APA)