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Kummernummer im Ministerium? Die neue ÖH-Spitze - Janine Wulz, Martin Schott und Angelika Gruber (v. li.) - überreichte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle ein Telefon für den "guten Draht".

Foto: APA/Schlager

Es kann sich natürlich um ein echtes Genie handeln. 50 Studien? Pack ich locker! Zumindest die Voranmeldung hat das unbekannte Genie schon mal bravourös gemeistert. Er oder sie möchte die studientechnische Großtat in Graz starten. Dort wurden sowohl an der TU als auch an der Uni 50er-Packungen unter den Voranmeldungen registriert.

Es kann sich aber auch schlicht um Provokateure handeln, die das System der unverbindlichen Registrierung inspiriert hat. Es gibt einige, die haben 16 oder 17 oder 26 Studien angeklickt. Oder es sind Sicherheitsfanatiker. Lieber die Option für fünfzig Fächer, als genau um das eine, das wirklich studiert werden soll, zu wenig.

In den Rektoraten - betroffen waren Studien, für die es keine speziellen Aufnahmeverfahren gibt (wie für Med-Unis, Vetmed, Kunst-Unis) - wurden die Zahlen, die per 31. August, 23.59 Uhr, registriert waren, dementsprechend distanziert zur Kenntnis genommen. Die TU Wien hat sich gleich geweigert, mitzumachen.

"Man sollte diese Zahlen eigentlich ignorieren, weil sie nichts aussagen", sagte etwa die Vizerektorin für Lehre an der Uni Innsbruck, Margret Friedrich, zum Standard: "Wenn ich mich auf die Maximalzahlen einlassen würde, dann würde ich fehlplanen, ich kann ja nicht halb Innsbruck anmieten." Maximal würden 7477 Neuanfänger an die Uni Innsbruck drängen, im Wintersemester 2010 waren es 4230.

Fix ist die Sache erst nach Ende der Inskriptionsfrist (inkl. Nachfrist bis 30. November). Vizerektorin Friedrich plädiert daher für ein Ende der Zulassungsfrist "allerspätestens zwei Wochen vor Semesterbeginn, das ist auch noch spät genug für die Uni-Planung".

Extreme Überbuchungen

Dass mehr Studierende kommen werden, war eigentlich allen klar. Die zum Teil nachgerade exorbitant hohen Anmeldezahlen lassen zwar einen Studierendenzuwachs erwarten, wissen tun die Unis das aber derzeit noch nicht.

So ist das Interesse an Fächern an der Uni für Bodenkultur laut Vizerektorin Barbara Hinterstoisser "wie gewohnt - aber praktisch mit einer Verschiebung der Kurve um den Faktor 2,8 nach oben", sagte sie im Gespräch mit dem Standard. In Wintersemester studierten dort 2546 Leute, jetzt haben sich 7323 für 7621 Studien vorangemeldet.

An der Uni Wien ist die Zahl der reservierenden Köpfe doppelt so hoch (ca. 30.000) wie die Zahl derer, die im Wintersemester 2010 neu angefangen haben (14.800). Vorab unverbindlich "gebucht" wurden dort 40.000 Studien. Eine signifikante Steigerung deutscher Studierender sehe man nicht.

Ach ja, die Deutschen. Dass sie mehr werden würden, war allen klar. Nach der Verkürzung des Gymnasiums von neun auf acht Jahre starten doppelte Abiturjahrgänge ins Uni-Leben, und die Wehrpflicht wurde auch ausgesetzt.

Es gibt aber auch Unis, die im Nachbarland sogar aktiv geworben haben um Studierende. Die Montan-Uni Leoben war mit ihrer Roadshow in Bayern, die Uni Linz hat ebenfalls Werbung gemacht für sich. Erfolgreich, erzählte Vizerektor Herbert Kalb im Standard-Gespräch: "Bei uns haben sich doppelt so viele Deutsche wie 2010 angemeldet, 800 statt 400." Die "Wunschsteigerung" auf über 18.000 Studierende ist gelungen. In Linz musste man übrigens nur angeben, ja, ich will (oder auch nicht) kommen, aber nicht, für welche Fächer. Salzburg erlaubte maximal vier Studien zum Ankreuzen. Kalb plädiert für eine zentrale Plattform, auf der für alle Unis einheitlich Anmeldungen eingehen könnten, um so das Ziel besserer Planbarkeit tatsächlich zu realisieren.

Rektorenchef Hans Sünkel fordert zumindest ein Limit für die Zahl an Voranmeldungen und eine Prioritätenreihung.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle will das System gemeinsam mit den Unis verbessern. Schon heute, Freitag, ist es Thema auf der Agenda des "Forum Lehre" der Universitätenkonferenz. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD; Printausgabe, 2.9.2011)