Wien - Vor der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Telekom Austria (TA) am Freitag liegen die Nerven blank. Nicht so sehr wegen der eiligen Bestellung von Sonderprüfern durch ÖIAG-Chef und TA-Aufsichtsratspräsident Markus Beyrer; sie gilt als Formsache.

Mit Spannung erwartet wird der Tagesordnungspunkt "Allfälliges". In ihm verberge sich, so vermuten Kapitalvertreter, eine Aufstockung des TA-Vorstands von derzeit zwei auf drei Mitglieder. Nichtoffizielle Begründung in ÖIAG-Kreisen: Der Aufwand der Sonderprüfung sei groß, daher sollte TA-General Hannes Ametsreiter vom Tagesgeschäft entlastet werden. Die Einsetzung eines Vorstandsdirektors ausschließlich für juristische Fragen und die Aufarbeitung des Korruptionsskandals nach Siemens-Vorbild halten die vom Standard befragten Kapitalvertreter (die nicht namentlich genannt werden wollen) für nicht sinnvoll. Sie bevorzugen einen COO, also einen Mann für das operative Geschäft, der Ametsreiter entlastet und "angesichts der anstehenden Milliarden-Breitbandinvestitionen auch von Telekommunikationstechnik etwas versteht", formuliert es ein TA-Aufseher. 42,4-Prozent-Aktionär ÖIAG hielt sich bis zuletzt bedeckt, das alles werde im Aufsichtsrat diskutiert. Das gelte auch für die Auswahl der Akquisitionen, die genau geprüft werden sollen - und vor allem für die nicht zustande gekommenen.

Sicher durchleuchtet würden der Kauf der Mobiltel in Bulgarien im Jahr 2005 um 1,6 Mrd. Euro und der Erwerb von MDC/Velcom in Weißrussland 2007 um 1,3 Mrd. Euro. Bei beiden Deals war Martin Schlaff auf Verkäuferseite. "Wir müssen wissen, ob es zu Kick-back-Zahlungen an den damaligen Vorstand gekommen ist", sagt ein TA-Kontrollor. Selbige könnten nicht nur über das Agenturnetzwerk Hochegger/Valora und zypriotische Gesellschaften gelaufen sein; auch Liechtenstein wird immer wieder genannt, wo die Mobilkom eine kleine, aber einträgliche Tochter hat.

Bis heute mysteriös: der (letztlich gescheiterte) Verkauf des TA-Staatsanteils an Orascom in Ägypten. Zwecks Vorbereitung war TA-Betriebsratschef Michael Kolek in Schlaffs Privatjet zu Orascom-Großaktionär Naguib Sawiris nach Sardinien geflogen. (ung, DER STANADRD; Print-Ausgabe, 2.9.2011)