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Israels Außenminister Avigdor Lieberman erhöht im Streit mit der Türkei den Druck.

Foto: AP/Scheiner

Istanbul/Athen - Der griechische Vizepremier Theodoros Pangalos hat der Türkei Vergeltung angedroht, sollten türkische Kriegsschiffe versuchen, die demnächst beginnenden Bohrungen in einem Gasfeld vor der zypriotischen Küste zu verhindern. Jeder Angriff gegen Zypern sei ein Angriff gegen Griechenland, sagte Pangalos am Freitag im Parlament in Athen. Der zyprische Präsident Dimitrios Christofias rief laut einem Bericht der zypriotischen Nachrichtenagentur CNA die Armee seines Landes zu "Wachsamkeit und Bereitschaft" auf.

Der Streit um die Ausbeutung von Gasvorkommen vor Zypern ist Teil des Konflikts im östlichen Mittelmeer, den Ankara seit einer Woche mit Strafmaßnahmen und Drohungen gegen Israel anheizt. Israelische Unternehmen beteiligen sich auch an den Gasbohrungen.

Öl ins Feuer schüttete am Freitag ein angeblicher Vergeltungsplan des rechtsgerichteten israelischen Außenministers Avigdor Lieberman gegen die Türkei. Nach Informationen des Massenblatts Yedioth Ahronoth schlug Lieberman vor, er könne sich mit Vertretern der kurdischen Untergrundarmee PKK in Europa treffen und über eine mögliche Waffenhilfe beraten. Möglich seien auch Kontakte der israelischen Regierung mit der armenischen Lobby in den USA- mit dem Ziel, eine Anerkennung des Völkermords an den Armeniern im US-Kongress zu erreichen. Dies wäre ein schwerer Schlag gegen die Türkei.

"Schwerwiegend und ernst"

Der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan hatte zuvor in einem Interview mit Al-Jazeera angekündigt, dass die türkische Marine fortan jedes Schiff eskortieren werde, das humanitäre Hilfe für den Gazastreifen liefern wolle.

Der israelische Sicherheitsminister Dan Meridor nannte Erdogans Äußerungen "schwerwiegend und ernst" . Israel hatte 2009 eine Blockade gegen den Gazastreifen verhängt, um Waffenlieferungen an die dort regierende radikale Palästinensergruppe Hamas und deren militante Fraktionen zu unterbinden. Der Bericht einer Untersuchungskommission der Uno zum gewaltsamen Stopp der Gaza-Hilfsflotte durch die israelische Armee im vergangenen Jahr kam zu dem Schluss, dass die Blockade rechtmäßig sei.

Dies erzürnte die türkische Führung ebenso wie die Weigerung der israelischen Regierung, sich für den Sturm auf das türkische Fährschiff Mavi Marmara zu entschuldigen. Bei dem Angriff auf das Flaggschiff der Hilfsflotte am 31. Mai 2010 erschossen israelische Soldaten acht türkische Aktivisten und einen US-türkischen Bürger. Die Armee habe "unverhältnismäßig und unvernünftig" gehandelt, hieß es in dem UN-Bericht, der vergangenen Freitag in New York vorgestellt worden war. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2011)