Bremen - Vertrauen, ein durchaus schwammiger Begriff, wird seit Jahrzehnten in Umfragen unter anderem mit der Frage gemessen: "Kann man den meisten Menschen vertrauen?" Das Problem daran ist, dass man kaum erfassen kann, wen sich die Befragten unter "meiste Menschen" vorstellen. Deutsche und britische Forscher glauben dieses Problem gemeistert zu haben und präsentieren ihre Ergebnisse in der Zeitschrift "American Sociological Review", wie die private Jacobs University Bremen berichtet.

Das Forscherteam um Jan Delhey von der Jacobs University, Christian Welzel von der Leuphana-Universität Lüneburg und Kenneth Newton von der University Southampton hat Umfragedaten einer "Welt-Werte-Studie" mit mehr als 60.000 Befragten ausgewertet und "generelles Vertrauen" über Länder und Kulturen hinweg verglichen. Am meisten Vertrauen haben der Studie zufolge die Schweden, Schweizer und Norweger, am wenigsten die Menschen in der Türkei, Ruanda und Trinidad & Tobago. Allgemein gesprochen ist generelles Vertrauen in reichen westlichen Gesellschaften höher als in ärmeren, nicht-westlichen Ländern.

Radien des Vertrauens

"Der Clou unserer Studie ist, dass wir erstmals konkret diesen Radius des Vertrauens bestimmen konnten", sagt Delhey. "Dies war möglich durch zusätzliche Fragen, die genauer erkunden, wie sehr die Befragten einerseits Familienmitgliedern und Freunden vertrauen, andererseits Menschen anderer Religion und Nationalität. Bringt man diese neuen Informationen mit der altbewährten Vertrauensfrage in 'die meisten Menschen' in Verbindung, kann man den Radius des Vertrauens abschätzen."

Es zeigte sich, dass dieser Radius von Land zu Land stark variiert: "Insbesondere Asiaten haben einen engen Vertrauensradius, allen voran Südkoreaner, Thailänder und Chinesen", fasst Welzel eines der Hauptergebnisse der Studie zusammen. "Ihr Vertrauen beschränkt sich überwiegend auf Familie und Freunde." Die meisten westlichen Gesellschaften haben dagegen einen relativ weiten Vertrauensradius - letzteren bringen die Forscher mit stärkerem Engangement in Vereinen und Unterstützung demokratischer Prinzipien in Zusammenhang. (red)