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Der Enkel des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-il ...

Foto: RIA Novosti, Dmitry Astakhov, Presidential Press Service/AP/dapd

... will mit Schülern aus aller Welt ein College in Mostar besuchen.

Foto: UWC

Mostar - "Kim kommt." Seit Tagen schon "tuscheln" die Schüler auf Facebook. Im United World College (UWC), einer internationalen Schule in Mostar, wird der Promi mit Spannung erwartet. 16 soll er sein, seine Aufnahmeprüfung für das College vortrefflich bestanden haben und gut Englisch sprechen. Kim Han-sol, der Enkel des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-il, will in der herzegowinischen Stadt seine Matura machen. Zwei Jahre dauert die Ausbildung. Der Unterricht hat bereits am 1. September begonnen, aber Han-sol, der Sohn des ersten Sohns des Diktators, Kim Jong-nam, wartet noch auf sein Visum. Der Antrag wurde auf der bosnischen Botschaft in Peking gestellt.

Das Außenministerium in Sarajevo bestätigt, dass "Kim Han-sol um ein Visum angesucht hat". Das Verfahren sei im Laufen. "Wir können nicht im Voraus sagen, ob der nordkoreanische Bürger ein Visum bekommen wird. Im Vorhinein können wir auch keine eventuellen Sicherheitsmaßnahmen voraussagen", sagt Sanja Skuletiæ zum Standard. Im UWC in Mostar ist man aber zuversichtlich. Und in Sarajevo sind bereits japanische Fernsehteams eingetroffen.

Laut der Schulleitung muss Kim Han-sol wie alle anderen 25.000 Euro Schulgeld bezahlen, er soll am Campus wohnen und wie alle anderen einen Sozialdienst machen (die UWC-Schüler betreuen etwa Roma-Kinder), auch Bodyguards sind keine vorgesehen. Der Kontakt zu Nordkorea wurde über eine "sehr aktive Gruppe, die mit dem UWC in Hongkong zusammenarbeitet" über die Jahre eingefädelt. Kim Han-sol ist der erste Nordkoreaner auf einem UWC. Laut der südkoreanischen Zeitung The Chosun Ilbo lebt er mit seiner Mutter Lee Hye-kyong und seiner Schwester in einem zwölfstöckigen Wohnhaus in der chinesischen Casino-Stadt Macau.

Leistungskriterium

Direktorin Valentina Mindoljeviæ betont, dass der junge Mann aufgrund seiner Leistung genommen wurde. Neben Promikindern können auch mittellose Studenten über Stipendien das College besuchen. "Kim Han-sol ist ein sehr guter Student, sehr motiviert, und er teilt die Werte des UWC", so Mindoljeviæ. Er habe sich unter mehreren Angeboten für Mostar entschieden. Besondere Verbindungen gibt es nicht. Die Zeiten sind vorbei, als Tito 1977 in Pjöngjang pompös empfangen wurde.

In Sarajevo wird gemunkelt, andere EU-Staaten hätten den Promi abgelehnt. Gegen Kim Han-sol gibt es aber weder von der Uno noch von der EU Reisebeschränkungen. Und UWCs haben bereits im Kalten Krieg die Tore für Schüler aus kommunistischen Staaten wie China geöffnet. Unter Breschnew besuchte etwa der Sohn des Bildungsministers ein UWC.

Franz Fischler, Ehrenpräsident des UWC Österreich, verweist auf diese Brückenbauerfunktion: "Die Aufnahme des prominenten Schülers aus Nordkorea steht ganz in dieser Tradition. Ich sehe es als eine Chance, die Werte der Schulen, wie Offenheit, Toleranz und soziales Engagement, in ein sehr schwieriges Land zu tragen." (Adelheid Wölfl, STANDARD-Printausgabe, 1./2.10.2011)