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Vormachtstellung untermauert.

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Ein Lackl als heulendes Elend: Schottlands Captain Nathan Hines sucht Trost...

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Auckland - England hat seinem Dauerrivalen Schottland eine bittere Niederlage verpasst. Durch einen ehrlich erkämpften 16:12-Erfolg im Nachbarschafts-Duell qualifizierten sich die Roten Rosen am Samstag im neuseeländischen Auckland für das Viertelfinale der Rugby-Weltmeisterschaft.

Für die Schotten, die zwischenzeitlich 12:3 geführt hatten, ist das Resultat dagegen wohl gleichbedeutend mit dem ersten Vorrunden-Aus in der WM-Geschichte. An eine Niederlage Argentiniens am Sonntag im letzten Gruppenspiel in Pool B gegen den krassen Außenseiter Georgien, die selbiges noch verhindern könnte, glaubten nach dem Abpfiff im Eden Park jedenfalls weder schottische Spieler noch Fans.

Neben England buchten am Samstag auch Australien mit einem 68:22-Sieg gegen Russland und Frankreich, trotz einer blamablen 14:19-Niederlage gegen Tonga, das Ticket für die Runde der besten Acht. Den Franzosen, die erst in der letzten Minute durch einen Versuch ein höheres Desaster verhinderten, reichte der Bonuspunkt für eine Niederlage mit weniger als sieben Punkten zu Platz zwei in der Gruppe A hinter WM-Gastgeber Neuseeland.

Ex-Weltmeister England musste um das Weiterkommen heftiger bangen als erwartet. Die Schotten kämpften ordentlich, und standen nach einem Straftritt von Chris Paterson zur 12:3-Führung Mitte der zweiten Hälfte für kurze Zeit im Viertelfinale. Doch der englische Kick-Spezialist Jonny Wilkinson antwortete postwendend mit einem Dropgoal. Das war das Signal für eine Schlussoffensive. Chris Ashton gelang der einzige Try in einer zumindest spannenden Partie und den Bravehearts blieb wieder einmal nichts als Herzeleid. Die favorisierten Engländer hatten in 80 Minuten kaum Gelegenheit zur Attacke vorgefunden, abgesehen von Ashtons Try waren nur noch sporadische Konter über Delon Armitage nennenswert.

Obwohl auch eine Niederlage mit weniger als acht Punkten Differenz den Engländern zum Weiterkommen gereicht hätte, stand am Ende doch der vierte Sieg im vierten Match zu Buche - allerdings einer, der wie das 13:9 im Auftaktmatch gegen Argentinien auf rumpelhafte Art und Weise zustande kam. Wilkinson war trotz seiner Punkte (neben dem Dropgoal verwandelte er noch zwei Penalties) erneut nicht gerade in Galaverfassung, er verfehlte bei nicht weniger als fünf weiteren Versuchen, das Ei zwischen Schottlands Male zu zirkeln, sein Ziel.

Ein Charaktertest sei diese Partie gewesen, fand Englands Coach Martin Johnson, den sein Team letztlich bestanden habe. "Wir haben nie richtig den Fuß in die Tür bekommen und es gibt in unserem Spiel noch viel zu verbessern", sagte der Mann, der England vor acht Jahren als Kapitän zum bisher einzigen Titelgewinn geführt hatte. "Manchmal machen wir es uns selbst sehr schwer. Die Hauptsache aber war, wie wir uns aus diesem tiefen Loch noch einmal herausgezogen haben. Schön spielen geht eben nicht immer."

Im Viertelfinale trifft man nun in der kommenden Woche auf Frankreich. Die Aussichten sind, ganz abgesehen von französischen Problemen, gut: die Blauen hat England in WM-Turnieren bisher noch immer aus dem Weg geräumt. Gar von gallischen England-Komplexen ist nach zwei Halbfinalniederlagen in den vergangenen beiden Turnieren diesbezüglich zu hören und lesen.

Die Schlappe gegen Tonga (Weltrangliste Nummer 13) wäre gar noch höher ausgefallen, hätten die Pazifikinsulaner gegen nerverlnde Gallier (Weltrangliste Nummer 5) nicht einige gute Gelegenheiten ausgelassen. Die anfälligen Backs der Franzosen hatten den gegnerischen Angreifern immer wieder reichlich Raum gegeben. Tonga kostete letztlich ein Ausrutscher gegen Kanada einen Platz im Viertelfinale, man bejubelte aber trotzdem die bisher größte Überraschung des Turniers (und den wohl größten Erfolg in der Rugby-Geschichte des Königreichs).

Coach Isitola Maka hofft nach dem beeindruckenden Auftritt seiner Mannschaft nun auf mehr Vergleichs-Länderspiele gegen Teams aus der höchsten Leistungsklasse im Weltrugby. Solche müssen vom Weltverband genehmigt werden und Tonga bekam seit vier Jahren keine einzige solche Gelegenheit.

Etwas düsterer gestimmt war Frankreichs Kapitän Thierry Dusautoir, dessen Resümee denn auch recht konzis ausfiel: "Ich kann nichts über unsere heutige Leistung sagen." Was aber ohnehin alles sagt. Und Martin Johnson tat, was man als Sportsmann in solchen Lagen eben so tut. Er redete den kommenden Gegner stark: "Frankreich ist gefährlich. Und zwar besonders dann, wenn sie unter dem Radar segeln. Genau wie jetzt."  (Michael Robausch)

ERGEBNISSE der Rugby-WM in Neuseeland vom Samstag:

Gruppe A:

Frankreich - Tonga 14:19

Frankreich - Try: Vincent Clerc; Penalties: Dimitri Yachvili (3)
Tonga
- Try: Sukanaivalu Hufanga; Conversion: Kurt Morath; Penalties: Morath (4)

Gruppe B:

England - Schottland 16:12

England - Try: Chris Ashton. Penalty: Jonny Wilkinson (2). Conversion: Toby Flood. Drop goal: Wilkinson.
Schottland
- Penalties: Chris Paterson (2), Dan Parks. Drop goal: Parks.

Gruppe C:

Australien - Russland 68:22

Australien - Tries: David Pocock (2), Drew Mitchell (2), Berrick Barnes (2), Stephen Moore, Adam Ashley-Cooper, Ben McCalman, Salesi Ma'afu. Conversions: James O'Connor (9).
Russland - Tries: Vladamir Ostroushko, Denis Simplikevic,. Konstantin Rachkov. Conversions: Rachkov (2), Drop goal: Rachkov