Wien - Stürzen ältere Menschen, dann können die Folgen häufig mit einer erheblichen Einschränkung der Selbstständigkeit und somit der Lebensqualität einhergehen. Das europäisch-australisches Kooperationsprojekts "iStoppFalls" mit Beteiligung des Austrian Institute of Technology (AIT) soll nun individuelle Trainingsprogramme zur Sturzprävention entwickeln.

Das von der Universität Siegen koordinierte Projekt baue vor allem auf Erkenntnissen aus der Medizin und Sportmedizin auf, so der AIT-Projektleiter Mario Drobics. Die Zielsetzung bestehe darin, komplexe Trainingsprogramme, die typischerweise mit persönlichen Trainern oder Ärzten durchgeführt werden, auch in den eigenen vier Wänden durchführen zu können. "Wir versuchen in diesem Projekt diese Methode auf eine Art Spieleplattform zu heben", so der Wissenschafter.

Kontinuität

Studien hätten gezeigt, dass für eine signifikante Reduktion des Sturzrisikos über einen Zeitraum von einem halben Jahr etwa zweimal pro Woche trainiert werden sollte. Es brauche also vor allem Kontinuität. Daher bietet es sich an, die Übungen am jeweiligen Wohnort durchzuführen. "Das System soll spielebasiert sein", da sich dadurch das Interesse und die Motivation über längere Zeiträume aufrechterhalten lasse, so Drobics.

Im Zentrum des Projekts stehe "die Erhebung des individuellen Sturzrisikos, um dann ein an die Person angepasstes Trainingsprogramm zusammenzustellen". Am AIT setzt man sich vor allem damit auseinander, das Wissen der Experten aus der Medizin und Sportmedizin so "zu übersetzen, dass EDV-Systeme die Daten entsprechend aufbereiten und analysieren können".

Zu diesem Zweck werden mit Hilfe einer 3D-Bilderfassungssoftware Bewegungsdaten der Teilnehmer aufgezeichnet. Aus diesen Daten werden dann Parameter wie Beweglichkeit, Stabilität oder Balance berechnet, aus denen dann wiederum das individuelle Sturzrisiko abgeleitet wird. Auf Basis des dahinterliegenden Modells wird dann der mögliche Nutzen der verschiedenen Trainings für die jeweilige Person berechnet. Diese Vorgehensweise soll dann zu speziell auf die Person zugeschnittenen Trainingsplänen führen.

Langfristige Analysen

Das AIT wird hierfür eine Datenbank zur Verfügung stellen, in der auch langfristige Analysen gemacht werden können, die wiederum in die Weiterentwicklung der individuellen Trainingsprogramme einfließen sollen. "Die Datenbank ist als selbstlernendes System angedacht, das sich dann auch sehr individuell auf den Benutzer einstellen soll", so der Forscher.

Wichtig sei hier vor allem die Gestaltung der Schnittstelle zwischen dem Benutzer und dem System. Als sogenannte User-Interfaces will man seitens des AIT Tablet-PCs einsetzen. "Durch die Bedienung mittels Berührung ist eine sehr intuitive und flexible Interaktion möglich", erklärt Drobics. Über derartige Touch-Interfaces sollen die Benutzer zum Beispiel Informationen über ihre Ernährungsgewohnheiten oder ihr allgemeines Wohlbefinden an das System rückmelden.

Bei der Gestaltung solcher Bedienungsoberflächen für ältere Menschen müsse man allerdings spezielle Aspekte berücksichtigen. Die bei Tablets übliche Funktion des Schiebens von Fenstern würde in dieser Altersgruppe beispielsweise nicht so gut ankommen. "Wenn man Interface-Elemente aber in entsprechender Schriftgröße und farblich differenziert darstellt, wird das eigentlich ganz gut angenommen", so der Experte, der darauf verweist, dass man in anderen AIT-Projekten bereits gute Erfahrungen mit derartigen Benutzeroberflächen gemacht habe. (red/APA)