Wien - In Österreich waren im Oktober mehr als 300.000 Menschen ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,4 Prozent, nach nationaler Berechnung. Die Regierung spricht von einer damit bestätigten "Konjunkturdelle", nicht aber von einer Krise am Arbeitsmarkt, die mit den Krisen von 2008 und 2009 vergleichbar wäre.

Im Oktober 2011 ist in Österreich die Zahl der Menschen ohne Job um 3,9 Prozent oder 8.869 auf 235.006 Betroffene angewachsen. Rückläufig waren im Jahresabstand die Schulungen: Ihre Zahl ist um 9 Prozent oder 6.454 auf 65.373 Kurs- und Schulungsteilnehmer gesunken.

Wie das Sozialministerium am heutigen Feiertag mitteilte, ist in Österreich nach 19 Monaten sinkender Arbeitslosigkeit damit erstmals die Arbeitslosenzahl auch bereinigt um die Schulungsteilnehmer angestiegen. Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengenommen bedeutete, dass die Zahl der Jobsuchenden insgesamt um 0,8 Prozent auf 300.379 Menschen angestiegen ist.

Nach Ministeriumsangaben lag die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition bei 6,4 Prozent. Nach der anders berechneten Eurostat-Definition lag die Quote im September bei 3,9 Prozent. Im Oktober gab es in Österreich 3,45 Millionen unselbstständig Beschäftigte. Das war ein Anstieg um 63.000 bzw. 1,9 Prozent.

Mehr Wiener arbeitslos

Auffallend stark gestiegen ist die Zahl der Arbeitslosen in Wien, nämlich um 8,2 Prozent. In Niederösterreich ist die Arbeitslosenzahl erstmals seit eineinhalb Jahren wieder gestiegen. In lediglich einem Bundesland (Vorarlberg) gab es im Jahresvergleich eine rückläufige Arbeitslosenquote. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist österreichweit um mehr als 6 Prozent rückläufig gewesen.

Österreich ist gerüstet, sollte die Lage am Arbeitsmarkt viel schlechter werden, versichert die Regierung. Dass die Arbeitslosenzahlen vor allem in der Leiharbeitsbranche zuletzt stark - um mehr als 12,6 Prozent - angestiegen sind, belegt für das Sozialministerium freilich die vorausgesagte "Delle" im Wirtschaftswachstum. Die Situation am Arbeitsmarkt sei jetzt im Herbst wieder etwas schwieriger geworden, erklärte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Dienstag. "Wir sind aber darauf gut vorbereitet und können zielgerichtet reagieren."

"Sollten sich das wirtschaftliche Umfeld und die Bedingungen am Arbeitsmarkt weiter eintrüben, sind wir vorbereitet", betonte der Minister: Zusätzlich zum gleichbleibenden AMS-Budget für das Jahr 2012 könnten dann nochmals 24 Mio. Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik ("Aktivierungsbeihilfe") lukriert werden. Zudem stehe das Instrument der Kurzarbeit uneingeschränkt zur Verfügung, die Bildungskarenz konnte unbefristet verlängert werden.

Ältere und Frauen

Wie in den Vormonaten waren vor allem Ältere und Frauen mit deutlich steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert. Die Zahl der älteren Arbeitsuchenden ist um 8 Prozent, jene der Frauen um über 4 Prozent gestiegen. Für die Arbeiterkammer ein Alarmsignal: "Das sind gerade jene Gruppen mit den größten Beschäftigungspotenzialen", erklärte AK-Präsident Herbert Tumpel, der am Dienstag ein Maßnahmenpaket gerade für diese Gruppen forderte.

Die ÖVP knüpfte an die heutigen Jobzahlen die Forderung, Österreich zukunftsfit zu machen, die Schuldenbremse zu ziehen und rasch die Hausaufgaben anzugehen. "Denn jeder Arbeitslose ist einer zuviel", meinte Konrad Steindl, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Dass Österreich die niedrigsten Arbeitslosenraten EU-weit und auch die vergleichsweise geringste Jugendarbeitslosigkeit aufweist, hoben beide Regierungsparteien hervor. (APA)