Harri Stojka in "Gypsy Spirit" (www.gypsyspirit.at)

Foto: Thimfilm

Die Anfangssequenz hat zweifellos Charme: Da stapft Harri Stojka mit seinem Kompagnon, Geiger Mosa Sisic, eine menschenleere Straße in der Wüste von Rajastan entlang und bemerkt, dass er Österreich vermisst, da er gerade Lust auf "Tschoklaad" hat. Um sich gleich daran zu erinnern, dass Rajastan für ihn "bis vor ein paar Jahren das Gleiche war wie Timbuktu oder Dschibuti: nämlich einfach nur verdammt weit weg".

Es ist sicher eine Stärke von Klaus Hundsbichlers Dokumentarfilm Gypsy Spirit: Harri Stojka - Eine Reise, dass er den 54-jährigen Wiener Gitarristen auf der Suche nach seinen Roots in Nordindien als den porträtiert, der er dort auch als Sprößling einer Roma-Familie im Grunde ist: ein Wiener Tourist auf einem fremden Planeten. Entsprechend darf in den Sessions mit diversen Musikern manches danebengehen, wird oft eher nebeneinander als miteinander musiziert - und danach trotzdem höflich das Klischee von der Musik als "universale Sprache" strapaziert.

Was im Film freilich ebenfalls zu sehen ist: Sobald sich Wiener Roma- und Nicht-Roma-Musiker sowie ihre indischen Kollegen in konzentrierten Proben aufeinander einlassen, entsteht tatsächlich mitreißende, kurzweilige Musik. Selbiges demonstriert Stojka ab Mittwoch im Rahmen der ersten Österreich-Tournee seines Indian Express, in dem je fünf heimische und indische Musiker (aus Delhi und Rajastan) miteinander kommunizieren. Zeitgleich läuft Gypsy Spirit: Harri Stojka - Eine Reise im Schikaneder-Kino. (felb, DER STANDARD/Printausgabe 2. November 2011)