Visualisierung von Unwetterprognosen.

Foto: VrVis

Die eine oder andere grundlegende Frage in der Visualisierung ist noch ungeklärt: Etwa, was eine gute Darstellung tatsächlich ausmacht. Die Qualität von Visualisierungen wird von Fall zu Fall erhoben, zumeist über Benutzerstudien. Ein Regelwerk, das das gesamte Gebiet überspannt, fehlt.

Auf der wichtigsten internationalen Konferenz zum Thema Visualisierung, der IEEE VisWeek, die vergangene Woche in Providence im US-Bundesstaat Rhode Island stattfand, erörterten Wissenschafter bei einer Podiumsdiskussion die Notwendigkeit einer solchen Visualisierungstheorie.

Für Jarke van Wijk, Professor für Visualisierung an der Technischen Universität Eindhoven, stellt sich die Frage erst gar nicht: "Visualisierung ist eine Technologie, keine Wissenschaft. Unser Ziel ist es nicht, Theorien über die Welt oder das Universum aufzustellen."

Die junge Disziplin hätte einiges aufzuholen, um es zum Beispiel zu einem ähnlichen technischen Reifegrad wie die Statistik zu schaffen. "Diesen Level haben wir noch lange nicht erreicht", sagt van Wijk. David Laidlaw, Informatikprofessor an der Brown University, bestätigt den Aufholbedarf, schließt aber nicht aus, dass es eines Tages eine Theorie der Visualisierung geben könnte: "Es wäre sehr nützlich, wird aber noch nicht so bald passieren."

Die VisWeek umfasst drei Konferenzen, die die Visualisierung räumlicher und abstrakter Daten sowie technische Aspekte der visuellen Analyse (Visual Analytics) abdecken. Ein gleichzeitig stattfindendes Symposium hatte Visualisierungen in der Bioinformatik zum Inhalt. Damit reichen die Themen der VisWeek von neuen grafischen Analyseansätzen in der Gensequenzierung über visuelle Rhetorik hin zu verschiedensten Bewegungsdaten, denen höherer Informationsgehalt verpasst werden soll.

Vertreten waren auch österreichische Visualisierungsexperten, unter anderem von der Technischen Universität Wien und dem Forschungszentrum VRVis (Virtual Reality und Visualisierung). Eine Auszeichnung für das beste Paper im Bereich Informationsvisualisierung holte sich ein Wissenschafterteam von der Technischen Universität Graz.

Informationen durch Linien

Markus Steinberger, Assistent am Institut für Computergrafik und Bildverarbeitung der TU Graz, verfeinerte gemeinsam mit seinen Kollegen eine Methode zur visuellen Datenanalyse, bei der zusammenhängende Informationen über Linien verbunden sind. Der Ansatz, der möglichst wenig vom darunterliegenden Kontext verdeckt, weist Benutzern schneller den Weg als herkömmliche Markierungen und sei, so die Autoren, universell einsetzbar.

Zum besten Paper in der Visualisierung von Volumsdaten wurde ein Beitrag vom Lawrence Livermore National Laboratory gewählt. Die Wissenschafter entwickelten einen Algorithmus, mit dem sich Werte, die zwischen Messwerten liegen, exakter errechnen lassen. Umsetzung findet dies etwa bei der Nachbildung von Landschaftsdaten, die damit billiger und genauer werden könnte.

Das wichtigste Visual-Analytics-Paper gelang Forschern des Fraunhofer Instituts für Intelligente Analyse und Informationssysteme, die aus automatisch gesammelten und "semantisch schlechten" Bewegungsdaten eine Reihe an Ereignissen und Trends rekonstruierten.

Die Best-Paper-Auszeichnung für Bioinformatik ging an Wissenschafter der University of Pittsburgh. Das Team vom Institut für Informatik entwickelte gemeinsam mit Systembiologen die Software RuleBender. Damit lassen sich chemische Reaktionen innerhalb einer Zelle simulieren und darstellen. Das Programm verwendet die sogenannte regelbasierte Modellierung, eine mehr computerbasierte und damit flexiblere und kostengünstigere Methode, um zu Aufschlüssen in der Proteinforschung zu gelangen.

2012 wird die VisWeek in Seattle abgehalten. Die EuroVis, eine mehr auf Europa konzentrierte Konferenz zum Thema, findet vom 5. bis 8. Juni 2012 in Wien statt. Noch bis Dezember können Papers eingereicht werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 02.11.2011)