Wie läuft so ein Tag auf der Klimakonferenz für uns WWF-Delegierte hier in Durban eigentlich ab? Der WWF ist mit 80 Klima-Fachleuten und Medienexperten aus der ganzen Welt hier vertreten. Wir sind damit die stärkste Umweltorganisation aus dem Climate Action Network (CAN).

Was machen wir hier eigentlich? Vielleicht sollte ich einen typischen Tag unserer Arbeit hier beschreiben: Wir stehen zwischen 5 und 6 Uhr morgens auf. Die ersten internen Mitteilungen kommen bereits kurz nach 5 Uhr früh von unseren Koordinatoren, die die vielen Emails aus den unterschiedlichen Zeitzonen bearbeiten, die im Laufe der Nacht gekommen sind. Um 7.30 Uhr ist tägliches Morgenmeeting mit den Kollegen im Hotel. Dabei wird der strategische Überblick über den Tag erklärt und alle Klimafachleute berichten über die Sitzungen, die gestern stattfanden, und deren Ergebnisse werden diskutiert. Wenn alle auf dem gleichen Stand der Verhandlungen sind, wird das Tagesprogramm koordiniert.

Der unendlich wirkende Tagesterminkalender der Veranstaltungen läuft permanent über die Bildschirme. Im Konferenzgebäude finden täglich Hunderte von Sitzungen statt, viele zur selben Zeit in verschiedenen Räumen. Die Materie zum Klimaschutz ist ungeheuer kompliziert, daher braucht es Experten für die verschiedenen Fachgebiete, die den jeweiligen Meetings zugeteilt werden: Kyoto-Protokoll, Finanzierung, Grüner Klimafonds, nationale Verhandlungslinien, globale Minderung des Treibhausgasausstoßes, Anpassung an die Folgen der Erderwärmung, die wir nicht mehr verhindern können, Waldschutz, Völkerrecht usw. Zwischendurch finden immer wieder Vorträge vor den Foren und Interviews mit Journalisten aus der ganzen Welt statt.

Wir haben Sprecher für die wichtigsten Sprachen der Welt und vor allem auch viele afrikanische Kollegen aus Süd-, Ost- und Zentralafrika. Unsere Leute sprechen mit den Delegationen der Länder, mit den Vertretern der internationalen Organisationen und unterstützen Kollegen aus dem Klimanetzwerk. Wenn Zeit bleibt, besuchen wir die Pressekonferenzen der Länder, schreiben Artikel und Zusammenfassungen für die Medien. Dazwischen fotografieren, filmen, bloggen, facebooken und twittern wir und versuchen nebenbei die ungeheure Email-Flut für Updates und zu unserer Koordination zu verfolgen. Der WWF International hat fast eine Million Fans und Follower auf Facebook und Twitter. Zwischendurch treffen wir uns für kleinere Meetings, und diese Arbeit geht so weiter bis nach Mitternacht. Und nach wenigen Stunden beginnt das Klimakarussell von neuem - das alles mit wenig Hoffnung auf ein Ergebnis, wie wir es uns vorstellen.

An welchen Ländern liegt es, dass sich die Welt auf ihr Schicksal nicht einigen kann? Und das, obwohl die Erkenntnisse der Klimaforschung immer bedrohlichere Szenarien beschreiben. Japan und Russland lehnen eine zweite Periode des Kyoto-Protokolls überhaupt ab. Gestern ist nun Kanada offiziell ausgestiegen. Auch die USA wollen nicht eintreten, denn die wirtschaftliche Situation in den USA würde dies nicht zulassen, so deren Begründung. China will zwar eine zweite Periode des Protokolls, es soll aber nur für die Industrienationen gelten.

Dann bleibt noch die EU, die sich zwar für ein weiteres Protokoll bis 2017 einsetzt, dies aber an Bedingungen knüpft. Doch die Treibhausgasemissionen der EU machen nur mehr elf Prozent aus. Im Vergleich dazu sind die USA und China zusammen für mehr als ein Drittel des weltweiten Klimawandels verantwortlich. Und die Entwicklungsländer stehen genau zwischen den Fronten. Besonders die Inselstaaten (AOSIS) fürchten um ihre Existenz wenn der Meeresspiegel steigt. Ohne rechtlich verbindliches Kyoto-Protokoll für das kommende Jahrzehnt, das den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre verhindern kann und ohne Finanzhilfen, sind die armen Länder den dramatischen Folgen der globalen Erwärmung hilflos ausgeliefert. Hier geht es um das Leben von Hunderten Millionen Menschen.

Wir vom WWF denken in Jahrzehnten, Politiker müssen das nicht. Ihr Zeithorizont beschränkt sich auf die Aussichten bei der nächsten Wahl. Manchmal scheint es wie ein Kampf gegen Windmühlen, wenn die Länder ihre Eigeninteressen über die des Planeten stellen. Und daher werden wir vom WWF auch bei der nächsten Klimakonferenz wieder die Nächte um die Ohren schlagen müssen.