Wie sehr das Diskussionsthema "Social Media" der e-center-Podiumsdiskussion bereits in den Alltag Einzug gehalten hat, ließ sich am Mittwochabend am vor allem studentischen Publikum ablesen: Kaum einer der Zuhörer hielt es auch nur wenige Minuten aus, ohne sein Smartphone zu zücken, um zumeist auf Facebook nach neuen Einträgen zu suchen.

Hans Zeger von ARGE-Daten outet sich als Nutzer

Dies war auch die einzige Überraschung, die der Abend zu bieten hatte: Vertreter der A1 Telekom Austria und der Erste Bank bekannten offen, sich für die geschäftlichen Möglichkeiten von Facebook zu interessieren und diese auch noch ausbauen zu wollen, Hans Zeger von der ARGE Daten outete sich als Nutzer diverser Plattformen, allerdings mit Hilfe von Pseudonymen, und Wolfgang Zankl von e-center (Plattform für Rechtssicherheit im E-Commerce und Mobile Business) sprach sich für eine EU-Regelung aus, die Zuckerberg & Co. dazu zwingen würde, die Datenschutzbestimmungen in der Grundeinstellung auf dem höchstmöglichen Level einzustellen. Dem User sei es danach möglich, selbst Lockerungen zu erlauben.

Den Einwand des Juristen Roland Marko, dass man den Standard dann wohl möglichst niedrig halten würde, ließ Zankl nicht gelten. Dies würde sich dann über den freien Markt regeln. Ob dies wohl wirklich geschehen würde, wenn schon heute viele User nicht einmal daran denken, ihre Accounts über die Einstellungen in Richtung Personenschutz zu verändern, blieb offen. Zudem fehlt es auch einer echten Facebook-Konkurrenz.

Niemand verteufelt Social Media

Auch wollte sich niemand aufschwingen, die Erscheinung der Social Media zu verteufeln. Laut Zeger bedienen diese das Grundbedürfnis nach Kommunikation, das einst im Park oder am Stammtisch befriedigt wurde. Nachteil: Bei letzterem waren irgendwann alle so betrunken, dass sie am nächsten Tag alles vergessen hatten - während das Internet alles für immer bewahrt. "Wie schaffen wir im Internet-Zeitalter eine Sphäre des Vergessens?", fragte der Fachmann, ohne selbst eine Antwort parat zu haben.

Auch heute noch würde man ein Inserat finden, mit dem Zeger vor zehn Jahren ein Möbelstück loswerden wollte. So könnte man die Aktivitäten jeden "Braven", der sich namentlich registriert, über die Jahre zurückverfolgen. Wer Böses im Schilde führt, und sei es auch nur, um in irgendwelchen Foren andere zu beschimpfen, würde immer technische Möglichkeiten finden, um seine Spuren zu verbergen, meinte Zeger. Entsprechende Bemühungen, die Personen bei der Anmeldung tatsächlich zu identifizieren, würde nur die Ehrlichen treffen. (APA)