Lausanne/Leicester - Im Kampf gegen die Malaria sind potenzielle Angriffspunkte für neue Medikamente dringend gesucht. Eine internationale Gruppe von Forschern hat jetzt 85 Botenstoffe genauer unter die Lupe genommen und eine Reihe möglicher Kandidaten identifiziert. Das britisch-schweizerische Team hofft, dass sich diese Schwachstellen ausnutzen lassen, um neue Medikamente gegen die tödliche Tropenkrankheit zu entwickeln.

Die Wissenschafter untersuchten eine Gruppe von Molekülen namens Proteinkinasen. Diese Enzyme befestigen ganz bestimmte Verbindungen an diverse Eiweiße in der Zelle und verändern so deren biologische Eigenschaften. Auf diese Weise sind die Kinasen unerlässlich für diverse überlebenswichtige Vorgänge im Körper.

Ein Team um Christian Doerig von der ETH Lausanne und Andrew Tobin von der Universität Leicester hat nun untersucht, was mit dem Malaria-Erreger Plasmodium falciparum passiert, wenn einzelne Proteinkinasen in ihm nicht mehr arbeiten. Sie stellen ihre Resultate im Fachmagazin "Nature Communications" vor.

36 essenzielle Enzyme

In aufwendiger Arbeit schalteten die Forscher nacheinander jede einzelne von 65 Kinasen in gentechnisch veränderten Plasmodien aus. Es zeigte sich, dass 36 dieser Enzyme essenziell sind für den Parasiten. "Wenn wir diese Proteine abschalten, töten wir den Malaria-Erreger", wird Doerig in einer Mitteilung der Uni Leicester zitiert.

Die Enzyme sind demnach zuständig für diverse lebenswichtige Prozesse: Sie helfen bei der Bildung von Erbgutkopien, beim Eindringen des Parasiten in Blutzellen oder beim Anhaften an der Zelle. Laut den Wissenschaftern gibt es zudem deutliche Unterschiede zwischen Proteinkinasen in Plasmodium und jenen in Menschen.

Suche nach entsprechenden Wirkstoffen

Die Forscher hoffen deshalb, dass sich die Enzyme eignen als Angriffspunkte für Malaria-Medikamente. "Wir fahnden jetzt nach Wirkstoffen, die Proteinkinasen ausschalten", sagte Doerig. "Wenn wir solche finden, haben wir neue Wege, um den Malariaparasiten zu töten."

Weltweit sterben jedes Jahr rund 800.000 Menschen an Malaria. Die meisten sind Kinder in Afrika. Die Krankheit wird ausgelöst von einem einzelligen Parasiten der Gattung Plasmodium, der durch den Stich einer weiblichen Anopheles-Mücke ins menschliche Blut gelangt. (APA, red)