Wien - Zielpunkt holt sich für den Einkauf internationale Unterstützung. Mit der Trennung von Tengelmann vor gut eineinhalb Jahren ging die Anbindung an ein enges Netzwerk an Lieferanten verloren. Diese Lücke soll nun die Markant AG mit Sitz in der Schweiz füllen.

Der Konzern vermittelt europaweit zwischen Industrie und Handel. Sein Außenumsatz beträgt 71 Milliarden Euro, Partner reichen von Schlecker über DM und Müller bis zu Pfeiffer, Kiennast, Kastner und Wedl in Österreich. Gegenseitige finanzielle Beteiligungen sind ausgeschlossen.

Es war von Anfang an klar, dass Zielpunkt für seinen Einkauf Hilfe brauche, sagt Jan Satek, der für den Finanzinvestor BluO die Sanierung der Supermarktkette versucht. Er wolle auf Augenhöhe mit dem Mitbewerb arbeiten und eine dritte Kraft zum Duo Spar und Rewe aufbauen. Seit mehr als einem Jahr kooperiert er bereits mit dem Großhändler Pfeiffer. Der Beitritt zur Markant soll die Einkaufskonditionen verbessern und Zugänge zu neuen Lieferanten schaffen.

Zielpunkt kämpft in Österreich nach wie vor mit Verlusten. Rund 30 Millionen waren es zum Zeitpunkt des Verkaufs an BluO. Für 2011 peilte Satek weniger als zehn Millionen an, im kommenden Jahr sollte der Turnaround gelingen.

Die Sanierung an sich sei auf einem guten Weg, sagt Satek, ob er alle gesteckten Ziele erreiche, lasse sich aber derzeit nicht abschätzen. Einen Strich durch die Rechnung hat etwa die durch ein Urteil des Obersten Gerichtshof erzwungene höhere Einstufung der Kassenkräfte gemacht. Anders als et- wa H & M suchte Zielpunkt nicht nach Schlupflöchern und bezahlt Kassiererinnen seit kurzem mehr.

Deutlich höher als einkalkuliert sei nun die Kollektivvertragserhöhung von im Schnitt 3,6 Prozent ausgefallen. "Das ist mehr als wir dachten." Satek erwartet Kosten in siebenstelliger Höhe. Und darüber hinaus gebe es auch noch die neue Anrechnung der Karenzzeit: Mehr als 70 Prozent seiner Mitarbeiter seien Frauen. Nicht dass er ihnen keine höheren Löhne zugestehe, versichert er. Aber derzeit wisse er nicht, wie er diesen zusätzlichen Kostenblock abfedern könne.

Filialen im Nirgendwo

Zielpunkt betreibt mit 3000 Beschäftigten 300 Standorte. Satek will die Zahl halten, den Abtausch guter gegen schlechte Filialen jedoch fortsetzen: Geschäfte im Nirgendwo am Land ließen sich einfach nicht wirtschaftlich führen.

540 Millionen Euro will die Kette heuer umsetzen, bedingt durch Filialschließungen weniger als im Vorjahr. Dafür entscheidend sind die kommenden vier Wochen: Der Dezember ist für den Lebensmittelhandel der stärkste Monat.

Die Kooperation mit dem steirischen Feinkosthersteller Schirnhofer ist bis 2015 verankert, über die Verlängerung wird derzeit verhandelt. Schirnhofer schwebe ei- ne gesicherte Zusammenarbeit bis ins Jahr 2030 vor, erzählt Satek, "dafür muss für Zielpunkt jedoch einiges herausschauen".

Einen Zeitplan für den Verkauf der Supermarktkette gibt es nach wie vor nicht. Die Branche spekulierte immer wieder mit der Handelsgruppe Pfeiffer als möglichen Interessenten - was Satek freilich ins Reich der Gerüchte abtut. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.12.2011)