Salzburg - Warum zerkratzt eine 82-jährige Pensionistin, die bisher noch keine einzige Straftat begangen hat, in ihrem Wohnort im Pinzgau 13 Autos? "Ich weiß nicht", sagte die offensichtlich schwerhörige Frau mit leiser, zittriger Stimme am Donnerstag zu einer Strafrichterin am Salzburger Landesgericht. Ein Konflikt mit ihrem Mann könnte sie zu der Tat bewogen haben, doch das genaue Motiv blieb auch am Ende des Prozesses unklar. Das Urteil von vier Monaten Haft auf Bewährung nahmen sowohl Staatsanwalt als auch Verteidiger an.

Die zierliche Angeklagte, die wie die nette Oma von nebenan aussah, schien die Verhandlung zumindest akustisch nicht gänzlich mitverfolgen zu können. Nach den Fragen von Richterin Sabine Berger blickte sie hilfesuchend zu ihrem Verteidiger Klaus Weber. Pro Auto ist ein Schaden von rund 2.000 Euro entstanden, zirka 7.500 Euro wurden zwar anerkannt, aber als "uneinbringlich" erklärt: Die Pensionistin verfügt über ein monatliches Einkommen von 103 Euro aus einer Versehrtenrente und ist offenbar vermögenslos.

"Am Ende war der Zusammenbruch"

Für den Verteidiger ist die Frau allein schon dadurch genug bestraft, dass sie ihr Zuhause verloren hat. Nach der schweren Sachbeschädigung und der "Sachentziehung" von zwölf leeren Benzinkanistern, die sie in einen Graben geworfen hatte, habe ihr Ehemann so viel Druck ausgeübt, dass sie auszog. "Er hat sich gegen ihren weiteren Verbleib in der Wohnung ausgesprochen. Das ganze Leben lang hat sie brav abgedient, am Ende war der Zusammenbruch." Der Anwalt sprach von einem "Druck", der zwischen den Eheleuten bestanden habe. Im Tatzeitraum 2009 bis 2011 sei die Frau unter dem Einfluss einer abnormen Geisteshaltung gestanden.

Die Richterin wertete den emotionalen Ausnahmezustand, das Geständnis und die Unbescholtenheit der Beschuldigten als Milderungsgrund. Die Pinzgauerin wird derzeit psychiatrisch betreut. Ein Besitzer eines beschädigten Autos aus der Stadt Salzburg konnte sich eine zynische Bemerkung nicht verkneifen: "Das war ein besonderer Glücksfall für mich, der Ausflug in den Pinzgau." (APA)