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Der rechte Oppositionsführer Janez Janša lässt sich bereits als Sieger feiern. Dass er im Zentrum einer Korruptionsaffäre um den Ankauf finnischer Schützenpanzer steht, stört seine Anhänger nicht.

Foto: Reuters/Zivulović

Der umstrittene Oppositionschef Janez Janša sieht sich Herausforderern mit Macher-Image gegenüber.

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Gestresste Herren in weißen Hemden mit gelockerten Krawatten beugen sich über Papiere. Einer von ihnen blickt wie zufällig den Betrachter an. "Die Zukunftsmannschaft" steht unter den Wahlplakaten der Liste Gregor Virant. Hier wird gearbeitet, so die Botschaft. Von Politik und Politikern haben die Slowenen die Nase voll. Es schlägt die Stunde der Manager.

Obwohl oft als Musterschüler des Übergangs gelobt, hat das EU-Land noch kein stabiles Parteiensystem hervorgebracht. Stabil sind nur die kulturellen Lager und ihre Ressentiments: Auf der einen Seite stehen die Erben der Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg, auf der anderen Seite die konservativen Katholiken. Im Schutz der ideologischen Konfrontation gedeihen auf beiden Seiten Korruption und Vetternwirtschaft.

Auf der rechten dominieren heute die Slowenische Demokratische Partei (SDS) von Janez Janša. Auf der linken lösten die Sozialdemokraten (SD) die Liberaldemokraten (LDS) ab. Beide Führungsmächte stehen in diesem Wahlkampf wieder im Feuer. Regierungschef Borut Pahor scheiterte mit dem Versuch, das explodierende Budgetdefizit in den Griff zu bekommen. Er droht mit seinen Sozialdemokraten auf kaum mehr als zehn Prozent abzurutschen. Sein Nachfolger im linken Lager ist der bisher parteilose Bürgermeister von Ljubljana, Zoran Janković, mit seiner Liste Positives Slowenien.

Janša hat zwar gute Chancen, sein bisher bestes Ergebnis von 2000 leicht zu übertreffen, für eine Regierungsmehrheit könnten ihm am Ende aber die Stimmen für seinen einstigen Weggefährten Gregor Virant fehlen.

Janković wie Virant punkten allein mit ihrem Macher-Image. Janković, einst Chef der erfolgreichen Handelskette Mercator, bedruckt seine Plakate mit einem einzigen Wort: "Besser." Gerade aber weil er sich als hemdsärmeliger Bauherr in der boomenden Hauptstadt profiliert hat, stößt er im unterentwickelten Osten des Landes auf Ablehnung. Virant war unter Janša Minister und Verwaltungsreformer. Seit bekannt wurde, dass er sich seit seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt weiter als "Berater" bezahlen ließ, ist sein Stern allerdings leicht gesunken.

Janša, im Unabhängigkeitskrieg Verteidigungsminister und 2004- 2008 schon einmal Premier, polarisiert wie kein Zweiter. Dass er im Zentrum der schwersten Korruptionsaffäre der letzten Jahre steht, und sich mitten im Wahlkampf vor Gericht verantworten muss (nächster Termin 12. Dezember), schadet ihm bei seinen Anhängern nicht. "Die denken: Das ist alles frei erfunden" , sagt die Politologin Vlasta Jalušic. Sollte Janša, wie die Anklage meint, bei der Anschaffung finnischer Patria-Schützenpanzer Geld genommen haben, dürfte es eher in schwarzen Politkassen gelandet sein.

Falls Janša die Regierungsmehrheit verfehlt, sind die Volkspartei und die Christdemokraten verlässliche Partner. Eine absolute Mehrheit müsste das noch immer nicht sein. Den Ausschlag könnte dann wieder die Pensionistenpartei geben. Keine rosige Perspektive: Sie versetzte mit ihrem Widerstand gegen eine höheres Pensionseintrittsalter schon der letzten Regierung den Todesstoß. (nmn/DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2011)