Es ist ein großes Fest für weltweite jüdische Gemeinschaft - innerhalb und außerhalb Israels: Der Jüdische Nationalfonds (Keren Kayemeth Leisrael KKL) feiert sein 110-jähriges Bestehen. Am Donnerstag begannen in Zürich die Feiern zum Jubiläum mit einem Galaabend. Am Donnerstag wird ein weiterer Festakt folgen - diesmal in Genf. Welche Bedeutung der Fonds für Israel hat, bringt der Professor für Geografie an der Hebräischen Universität, Shlomo Hasson, auf den Punkt: Der KKL spiele eine "zentrale Rolle bei der Wiedergeburt des jüdischen Volkes in seinem Heimatland". Heute gehören dem Fonds rund zehn Prozent des Landes im Staate Israel, der KKL gilt als eine der weltweit führenden Organisationen für eine nachhaltige ökologische Entwicklung.

Dass ein hauptsächlich in Israel tätiger Fonds in der Schweiz seinen Geburtstag begeht, hat einen simplen Grund: Am 29. Dezember 1901 stimmten im Stadtcasino von Basel die Teilnehmer des 5. Zionistenkongresses für die Gründung des Fonds. Als einer der geistigen Väter gilt der Mathematiker Zvi Hermann Schapira. Als treibende Kraft profilierte sich Theodor Herzl. Das Ziel des Fonds stand von Anfang fest: Die Schaffung einer "lebenswerten Umwelt für die Menschen in Israel", wie die Annalen festhalten.

"Blue Box" als Symbol

Seit Beginn sammeln die Mitarbeiter Spenden für Aufbauarbeit in Israel. Dabei waren sie durchaus erfinderisch: So druckte man 30 Millionen KKL-Briefmarken, mit denen die Anliegen des Fonds in alle Welt getragen wurden. Als berühmtestes Instrument gilt die blaue Spenden-Büchse. Die "Blue Box" wurde zu einem Symbol der zionistischen Bewegung und fehlte in kaum einem jüdischen Haushalt rund um den Globus.

Die Spenden, die heute vornehmlich elektronisch abgewickelt werden, fließen direkt nach Israel. Der Fonds erwirbt Land, macht es urbar und verpachtet es an jüdische Siedler. So hilft er, nach eigenen Angaben, "den jüdischen Staat zu stärken".

Kritik von Palästinensern

Kritiker, vor allem auf Palästinenser-Seite, werfen dem Fonds vor, eine einseitige Politik zu verfolgen. Der Vorwurf: Nach der Gründung des Staates Israel erwarb der KKL früheres arabisches Land und gab es an jüdische Siedler weiter. Die Webseite Palestineremebered.com spricht von 2500 Quadratkilometern Palästinenserland, das der KKL "kontrolliere". Der Fonds weist die Kritik zurück.

Die nationalen Verbände des KKL verstehen sich durchaus als politische Kraft - mit anderen Zielen. Sie kämpfen gegen Antisemitismus und werben für besseres Verständnis der Belange Israels. "Wir brauchen nicht jedermann zu überzeugen, dass Israel perfekt ist. Aber wir müssen klarmachen, dass es ein legitimer Staat mit Recht auf ein würdiges Leben ist", betont Oliver Worth, Präsident der Weltunion jüdischer Studenten. (Jan Dirk Herbermann aus Genf, DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2011)