New York - Ein neues Jahr - alte Themen. Die Wall Street wird sich auch 2012 mit Altbekanntem beschäftigen. Die Schuldenkrisen in Europa sowie im eigenen Land, politische Unruhen in der Welt und die sinkende Kreditwürdigkeit großer Industrienationen hielten die US-Börsen 2011 in Atem. Im neuen Jahr wird es Investoren zufolge nicht viel anders. "Es wird zunehmend realisiert, dass die Weltwirtschaft in Gefahr ist", sagt Bruce Bittles, Chef-Investmentstratege bei Robert W. Baird. "In jedem Winkel dieser Erde gibt es Unsicherheiten."

Sollten sich beispielsweise Italien und Spanien im kommenden Jahr weiterhin nur zu extrem hohen Zinsen frisches Kapital am Markt besorgen können, könnte das Anlegern zufolge die Krise in Europa weiter verschärfen. Zudem steht die Entscheidung der Ratingagentur Standard & Poor's zur Kreditwürdigkeit der Euro-Staaten noch aus. S&P hatte damit gedroht, 15 Länder der Währungsunion herabzustufen und im Zuge dessen auch Deutschland und Frankreich ihre Bestnote zu entziehen.

Europas Einfluss

Selten hat Europa so viel Einfluss auf die Leitbörsen der USA und damit der Welt gehabt wie 2011. Dabei läuft es im eigenen Land auch nicht rund. Im August bereits verloren die USA bei S&P ihre Bestnote von AAA. Grund war die eigene Schuldenkrise. Dreimal wurde in diesem Jahr eine drohende Pleite der US-Regierung nur knapp abgewendet. Die festgefahrene Situation im US-Kongress - im Repräsentantenhaus haben die Republikaner die Oberhand - wird sich Investoren zufolge wohl nicht lösen, sondern vor den Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November 2012 eher weiter verkeilen.

Steuer- und Regulierungsfragen seien weiter offen und verhinderten somit die Neugründung von Unternehmen und Wirtschaftswachstum, sagt Brian Battle, Händler bei Performance Trust Capital. Weitere Aufschlüsse über die Lage der US-Wirtschaft sind gleich in der ersten Januarwoche zu erwarten. Am Freitag steht der Bericht zum US-Arbeitsmarkt für Dezember an. Von Reuters befragte Analysten rechnen mit 150.000 neuen Stellen. Im November wurden 120.000 Arbeitsplätze neu geschaffen.

Dow-Jones

Mit Spannung erwarten Anleger auch die neuen Quartalsbericht, deren Veröffentlichung noch im Januar ansteht. Zuletzt haben weitaus mehr Firmen ihre Prognosen gesenkt als erhöht.

Da der Dow-Jones-Index der Standardwerte das von Euro-Krise und schwächelnder US-Konjunktur gezeichnete Jahr im Gegensatz zum Dax immerhin 5,5 Prozent besser als 2010 beendete, haben die Anleger eine Hoffnung: Die USA könnten immer noch als sicherer Hafen gelten. Allerdings schnitt die Nasdaq um knapp zwei Prozent schlechter ab und der breit angelegte S&P-500 bewegte sich im Vergleich zum Vorjahr praktisch nicht. Das hatte es seit 1970 so nicht mehr gegeben. (APA)