Peking - Der prominente chinesische Bürgerrechtler Gao Zhisheng ist an einem extrem abgelegenen Ort in der Provinz Xinjiang im Westen Chinas inhaftiert. Dies berichtete die amerikanische Menschenrechtsorganisation Chinaaid am Sonntag unter Berufung auf Familienangehörige. Gao hatte als Anwalt chinesische Bürger gegen korrupte Beamte verteidigt.

2006 wurde er verhaftet und des Versuchs zum Umsturz der Staatsgewalt angeklagt, weil er auch Angehörige von Untergrundkirchen und der in China verbotenen  religiöse Bewegung Falun Gong verteidigt hatte. Er wurde verurteilt und am 16. Dezember 2011 wenige Tage vor Ablauf einer Bewährungsfrist wegen angeblichen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen erneut ins Gefängnis gesteckt.

Abgelegenes Gefängnis

Der Bruder des Bürgerrechtlers, Gao Zhiyi, habe am Sonntag eine schriftliche Mitteilung des Gefängnisses Shaya in Xinjiang erhalten, dass Gao Zhisheng dort inhaftiert sei, veröffentlichte die Menschenrechtsgruppe auf ihrer Webseite. Das Gefängnis liege in der Präfektur Aksu mehr als 1.000 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Urumqi.

Die chinesische Führung habe absichtlich ein so abgelegenes Gefängnis ausgewählt, um Gao den Kontakt mit anderen Regimegegnern zu erschweren, mutmaßte Chinaaid. "Gaos internes Exil erinnert die Welt daran, wie der ehemalige sowjetische Dissident Andrej Sacharow in den 80er Jahren grausam in Sibirien behandelt wurde", sagte Bob Fu, der Gründer von Chinaaid und ein Freund des chinesischen Bürgerrechtlers.

Familie nach Thailand geflohen

Chinesische Sicherheitskräfte hatten Gao, der auch nach wiederholten Gefängnisaufenthalten immer wieder das Regime kritisiert hatte, im April 2010 spurlos verschwinden lassen. Lange Zeit war unklar, ob er noch lebt. Die US-Regierung hatte sich wiederholt bei der chinesischen Führung für Gao eingesetzt.

Gao Zhishengs Frau Geng He, eine damals 15-jährige Tochter und ein fünfjähriger Sohn des Ehepaars waren 2009 in einem dramatischen Fußmarsch über die chinesische Landgrenze im Südwesten bis nach Thailand geflohen, nachdem auch die Familie jahrelang von der chinesischen Staatssicherheit drangsaliert worden war. Die Familie des Bürgerrechtlers erhielt später politisches Asyl in den USA. (APA)