Grafik: DER STANDARD

Des Moines/Wien - Iowa mag weit weg von Washington sein, dennoch liegen alle Augen auf der Eröffnung der kommenden Vorwahlsaison im kleinen, ländlich geprägten Bundesstaat im Mittleren Westen. In einer Urwahl - dem "caucus" - kommen in Büchereien, Kirchen, Turnhallen oder Wohnzimmern Wähler Dienstagabend zur Debatte über die Bewerber für die republikanische Präsidentschaftskandidatur zusammen. Dann wird abgestimmt. Wer gewinnt, dem sind die Schlagzeilen im ganzen Land sicher.

Am Wochenende wurde vom Des Moines Register Mitt Romneys Führungsposition bestätigt. 24 Prozent der Republikaner in Iowa, die an den Vorwahlen teilnehmen wollten, sprachen sich für den Ex-Gouverneur und Unternehmer aus. Auf Rang zwei folgt der ultra-liberale texanische Abgeordnete Ron Paul, der den Staat auf ein absolutes Mindestmaß zurechtstutzen will. Der erzkonservative Ex-Senator Rick Santorum, der mit seiner strikten Ablehnung von Homo-Ehe und Abtreibung die Anliegen des christlich-evangelikalen Wählerblocks bedient, lag mit 15 Prozent auf dem dritten Platz (siehe Grafik links).

Laut dem Blatt sind aber noch 41 Prozent der wahrscheinlichen Vorwahl-Teilnehmer unentschlossen.

Moderate mobilisieren

Der Sieg in Iowa ist eher symbolisch zu bewerten, aber keiner der Bewerber darf sich hier eine krachende Niederlage leisten. Für Romney spricht, dass ihm in Umfragen gegen Barack Obama die besten Chancen zugetraut werden. Sein wichtigster Trumpf ist seine Erfahrung als Unternehmer, denn dominierende Wahlkampfthemen werden die Wirtschafts-, Schulden- und Jobkrisen sein. Die Kürzung der Staatsausgaben und das Schaffen von Arbeitsplätzen, das sei es, was die Wähler umtreibe, sagt die Meinungsforscherin Ann Selzer. Doch damit Romney in Iowa gut abschneidet, muss der Mitbegründer der Beteiligungsgesellschaft Bain Capital die dort zahlenmäßig unterlegenen moderateren Republikaner mobilisieren.

Romney und andere Bewerber tourten am Wochenende durch Iowa, um Unentschlossene auf ihre Seite zu ziehen. Romney griff dabei den wiederkandidierenden Präsidenten scharf an. Bei der Wahl im November gehe es nicht nur darum, Obama abzulösen, sagte Romney in der Kleinstadt Le Mars. "Dies ist eine Wahl, um die Seele Amerikas zu retten." Denn Obama wolle die USA zum "europäischen Wohlfahrtsstaat" machen.

Der nach einem Höhenflug im Sommer in den Umfragen abgestürzte texanische Gouverneur Rick Perry warf Romney vor, die Wähler mit seinen vermeintlich konservativen Ansichten zu täuschen. Auch Santorum nahm Romneys einst eher liberale Positionen bei Themen wie Abtreibung oder Waffengesetzen ins Visier.

Am 10. Jänner wird in New Hampshire, am 21. in South Carolina und am 31. in Florida abgestimmt. Für einige Experten werden die Vorwahlen bereits dort entschieden. Gekürt wird der Kandidat Ende August beim Parteitag in Florida. (red, DER STANDARD-Printausgabe, 02.01.2011)